Vor über einem Jahrzehnt hat sich Samuel Lidmann mit dem Tod seiner Frau abfinden müssen, die nach einem Spaziergang nicht mehr wieder aufgetaucht ist. Der Fund der Leiche deutete auf einen Unfalltod hin. Doch nun hat er ein Foto gesehen, das offenbar seine Frau mitten in Venedig zeigt. Als Polizistin Micaela Vargas mithilfe des Psychologen Hans Rekke in dem Fall recherchiert, ahnt sie noch nicht, wie nahe der Fall an ihr persönliches Umfeld rücken wird...Micaela Vargas und Hans Rekke haben bereits im ersten Band der Reihe von David Lagercrantz einen sehr interessanten Eindruck hinterlassen, auch im Nachfolger "Das Bild der Toten" sorgt das ungleiche Gespann für eine sehr reizvolle Stimmung. Da viele Details aus ihrem Leben bereits bekannt sind, ist eine grundsätzliche Vorstellung der beiden nicht mehr notwendig und nimmt deswegen auch weniger Platz in Anspruch, sodass man sich mit den aktuellen Entwicklungen um die beiden mehr beschäftigen kann. Auch der deutliche Kontrast zwischen den beiden ist wieder sehr gelungen umgesetzt: Der privilegierte, hochgebildete und zur Depression neigende Psychiater auf der einen, die unerfahrene, aber sehr engagierte Polizistin aus prekären sozialen Verhältnissen auf der anderen Seite - das kommt sehr gut zur Geltung und sorgt auch im Fall direkt für einige markante Akzente.Der Handlung selbst entwickelt sich temporeich und spannend weiter, schon nach wenigen Seiten kommt eine fesselnde und interessante Stimmung auf. Dabei ist der oben beschriebene Fall um die scheinbar wieder aufgetauchte Tote nur ein Part der Handlung, ein zweite Handlungsstrang wird zunächst parallel erzählt, bis beides ineinanderläuft. Das ist dynamisch gelungen, dennoch kann man beiden Strängen gut folgen, sodass es nicht zu wirr wird. Die Lesenden haben immer einen kleinen Wissensvorsprung und können sich einige Zusammenhänge auch ganz gut zusammenreimen, dennoch ist immer für genügend Überraschungen und Wendungen gesorgt. Das Ganze wirkt im Endeffekt zwar etwas zu sehr konstruiert, das Lesevergnügen hat aber zumindest bei mir nicht darunter gelitten."Das Bild der Toten" baut schnell eine dichte Stimmung auf und erzählt die Handlung dynamisch und spannend, wobei die verschiedenen Stränge gekonnt zusammengeführt werden. Sehr überzeugend ist dabei wieder das so heterogene Ermittlerteam beschrieben, beide mit ganz eigenen Voraussetzungen und Hintergründen, die hier reizvoll herausgearbeitet werden.