Die Abstraktion erschütterte die abendländische Kunst bis ins Mark. Anfang des 20. Jahrhunderts brach sie mit dem Diktat klarer, unanfechtbarer Normen, verabschiedete sich radikal von jedem Naturalismus und konfrontierte den Betrachter mit einer unerhörten neuen Kunst bar jeder herkömmlichen, gegenständlichen Bildlichkeit. Künstlerinnen und Künstler der unterschiedlichsten Stilrichtungen fanden auf ihre ganz individuelle Art zur Abstraktion, sodass dieser Begriff nur als Sammelbezeichnung dienen kann für Stilrichtungen, die, wie etwa der Kubismus, vom realen Gegenstand abstrahierten oder tatsächlich zu einer rein gegenstandslosen Kunst wurden - wie etwa der Konstruktivismus und Suprematismus, die beide in der russischen Avantgarde ihren Ursprung nahmen.
Abstrakter Expressionismus, Action-Painting, Farbfeldmalerei, Tachismus-Informel, Op-Art, Automatismus, Konkrete Kunst, Concept-Art, Minimalismus, all dies gehört zur abstrakten Kunst, in der nur noch Form, Linie, Farbe, Bewegung zählen, Struktur und Komposition in den Vordergrund treten und nur noch die Freiheit des Künstlers zählt.
Diese Einführung zeigt die ganze Bandbreite der abstrakten Kunst. Vom frühen Kubismus und Futurismus bis hin zur Op-Art und zum Minimalismus folgt sie Wegen und Formen, die die nichtfigurative Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 60er-Jahre erprobt und beschritten hat. Sie zeigt das Action-Painting von Jackson Pollock, die geometrischen Formen von Piet Mondrian, das schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch und die komplexen Kompositionen von Wassily Kandinsky, Werke von Picasso, Klee, Kline und Rothko, aber auch Arbeiten weniger prominenter Akteure wie Antoni Tàpies, K. O. Götz, Ad Reinhardt und Sophie Taeuber-Arp.
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