Nach seinem 2020 mit dem renommierten Booker-Prize ausgezeichneten Debütroman "Shuggie Bain" legt Douglas Stuart nun seinen neuen Roman "Young Mungo" vor, der Familiendrama, Liebesgeschichte und Coming of Age-Geschichte zugleich ist.
Im Mittelpunkt der in beeindruckendem Sprachstil erzählten Geschichte, die im Glasgow der neunziger Jahre spielt, steht der 15jährige Mungo Hamilton. Sein Vater ist tot, er lebt mit seiner alkoholkranken Mutter Maureen und seiner 16jährigen Schwester Jodie in ärmsten Verhältnissen. Er liebt seine labile Mutter, die ihre Kinder vernachlässigt und sich nach einem besseren Leben sehnt, vorbehaltlos und sorgt sich um sie, wenn sie wieder mal für eine Weile verschwindet. Wegen der ständigen Geldknappheit jobbt Jodie neben der Schule und kümmert sich liebevoll um Mungo. Hamish, Mungos älterer Bruder, ist mit seinen 18 Jahren bereits Vater und lebt bei seiner Freundin und ihrer Familie. Er ist der brutale und herrschsüchtige Anführer einer Jugendbande und zwingt Mungo, an den gefährlichen Straßenkämpfen zwischen Protestanten und Katholiken teilzunehmen. Sein Ziel ist es, aus seinem sanften Bruder einen Mann zu machen.
Mungo lernt den ein Jahr älteren James kennen, der in der Nachbarschaft lebt und seine Freizeit mit der Haltung von Tauben verbringt. James hat kürzlich seine Mutter verloren, der Vater ist berufsbedingt meistens abwesend. Die Jugendlichen fühlen sich zueinander hingezogen, und aus anfänglicher Freundschaft wird Liebe. Beide träumen davon, Glasgow gemeinsam zu verlassen. Sie geraten in große Gefahr, als der homophobe Hamish vom Verhältnis der beiden erfährt.
Auf einer weiteren Zeitebene wird Mungo von seiner Mutter zu einem Wochenendausflug mit zwei Männern gedrängt, die sie auf den Treffen der Anonymen Alkoholiker kennengelernt hat. Es soll gezeltet und geangelt werden. Nach und nach erfahren wir, was dem Jungen Schreckliches auf dieser Reise widerfährt. Der Erzählstrang über das Wochenende mit den beiden Männern zieht sich über das ganze Buch und wechselt sich ab mit den Ereignissen der vorigen Monate.
Douglas Stuart ist ein großartiger Erzähler, dem es gelungen ist, die Charaktere sehr authentisch und bildhaft zu zeichnen. Die fesselnde Geschichte war für mich jedoch teilweise sehr schwer zu lesen. Sie ist brutal und roh, aber auch herzzerreißend und berührend. Das intensive Buch, in dem es außer um Homosexualität auch um Missbrauch und Vergewaltigung geht, ist schwere Kost. Ich brauchte zwischendurch öfter längere Lesepausen von Mungos düsterer Welt. Die Beschreibung der Gewaltszenen habe ich als zu detailliert und zu brutal empfunden.
Empfehlung für Leser, die auch vor schwerer Kost nicht zurückschrecken!