Reitkunst im Dressursport - ein Widerspruch?
"Keineswegs!", sagt Colonel Christian Carde, ehemals Écuyer en Chef des Cadre Noir, Saumur, eine Institution, die schon traditionell Reitkunst und sportliche Erfolge bis hin zu Olympiasiegen miteinander vereinbart. Christian Carde erklärt anschaulich, wie Dressur- und Freizeitpferde nach den Grundsätzen der klassisch-französischen Schule ausgebildet werden und wie Pferd und Reiter davon auch im Turniersport profitieren. Mit Longieren, der Arbeit an der Hand, der lösenden und geraderichtenden Gymnastik unter dem Sattel und der Arbeit an der Versammlung wird der vierbeinige Athlet Schritt für Schritt und unter Beachtung der "Leichtigkeit" auf seine Aufgabe vorbereitet. Dem Thema Anlehnung widmet der Autor ein Extrakapitel. Carde räumt zudem gründlich auf mit dem verbreiteten Vorurteil, die deutsche und französische Reitlehre seien weit voneinander entfernt, und verdeutlicht, warum beide Schulen verwandt sind und sehr voneinander profitieren. Seit 2011 ist die französische Reitkunst und damit auch insbesondere die Tradition des Cadre Noir Teil des Immateriellen Weltkulturerbes. Geprägt durch seinen klassischen Hintergrund zeigt Christian Carde, der sich auch von Nuno Oliveira Rat holte, ein Ausbildungskonzept für Dressurpferde auf, welches die physische und mentale Integrität des Pferdes stets in den Mittelpunkt stellt.Colonel Christian Carde wirkte mehr als 20 Jahre am Cadre Noir, Saumur, dessen Chefbereiter er zwischen 1991 und 1999 war. Erfolgreich auf Turnieren in der Vielseitigkeit und der Dressur bis in die höchsten Klassen, Trainer der französischen Dressurequipe und internationaler Richter, ist er heute fest davon überzeugt, dass der Dressursport als Bewahrer der Reitkunst agieren sollte, und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, fragwürdige Trainingsmethoden anzuprangern.Silke Rottermann reitet seit ihrer Kindheit. Sie verbrachte einige Zeit bei Olympiasiegerin Christine Stückelberger und dem Trainer Georg Wahl, deren klassischer Ansatz ihre Einstellung maßgeblich prägte. Seit 2010 arbeitet sie mit Christian Carde zusammen. Sie fotografiert und schreibt regelmäßig Beiträge für internationale Reitsportmagazine.