Das hier präsentierte Modell einer Energetik der Film-Rezeption reperspektiviert die Deleuzesche Kinophilosophie anhand der Leib-, Zeit- und Geistphilosophie Henri Bergsons und legt damit ein System der strukturellen und ästhetischen Einwirkung des Films auf die Rezeption dar. Das Film-Bild ist als Material und in seiner Bewegung geeignet, nicht nur die Sinne zu ergreifen und eine im emphatischen Sinne energetische Erfahrung herzustellen. Die sich über die Zeit entfaltenden Figurationen prägen sich ästhetisch ein, werden in der Erinnerung integriert und damit in der Rezeption als sinnhafte Strukturen rekonstruiert und erlebt. Die Energie der Zeichen besteht im Anschluss an Charles Sanders Peirce in der sinnlichen sowie in der relationalen Aufladung mit Reizen, Beziehungen und Bedeutungen. Die Mechanismen einer solchen Energetik werden an der Rezeption des Films exploriert, lassen sich aber auf andere Medien und Situationen der Rezeption oder des Begreifens übertragen.