«Vernunft und Gefühl», die Geschichte zweier ungleicher Schwestern, markiert den Beginn von Jane Austens Romanwerk. Bereits ihr Debüt besticht durch kunstvollen Handlungsbau, glänzende Charakterzeichnungen und virtuose Dialoge. Nicht zuletzt seine subtile Ironie macht den Roman zu einem Lesevergnügen ersten Ranges - für Herz und Verstand.
Ihren ersten Roman ließ Jane Austen (1775-1817) 1811 auf eigene Kosten drucken. Statt eines Verfassernamens trug er lediglich den Hinweis «By a Lady». Entstanden war das Werk der heute so berühmten Autorin, deren Identität erst nach ihrem Tod bekannt wurde, bereits über ein Jahrzehnt zuvor. Um so erstaunlicher wirkt die menschliche und künstlerische Reife, von der das Werk der damals Zwanzigjährigen zeugt.
«Sense and Sensibility», das im englischen Wortstamm verwandte, in der Bedeutung gegensätzliche Begriffspaar des Titels, wird verkörpert von den Schwestern Elinor und Marianne Dashwood. Durch den Tod des Vaters aus dem herrschaftlichen Haus in ein kleines Cottage in Devonshire vertrieben, leidet die besonnene Elinor still, während sich die impulsive, sprunghafte Marianne Hals über Kopf in die Liebe zu einem begehrten Frauenschwarm stürzt. Erst in der raffinierten Schlusswendung werden die Gegensätze zum Ausgleich gebracht.
In künstlerisch meisterhafter Weise umkreist der Roman Themen, die für Austens Gesamtwerk kennzeichnend sind: das rechte Verhältnis von Ratio und Emotion und die Selbsterkenntnis als Voraussetzung aller gelingenden menschlichen Beziehungen.