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Wer wir sind

Roman | Von der Preisträgerin des Heinrich-Mann-Preises für Essayistik

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Sankt Petersburg/Ludwigsburg 1992. Ein Mädchen reist mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder nach Deutschland aus, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet - letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und «die Fremde» ist. Ein Flüchtlingskind im selbstgeschneiderten Parka, das die Wörter so komisch ausspricht, dass andere lachen. Auch für die Eltern ist es schwer, im Sehnsuchtswesten wächst ihre russische Nostalgie; und die stolze Großmutter, die mal einen Betrieb leitete, ist hier einfach eine alte Frau ohne Sprache. Das erst fremde Deutsch kann dem Mädchen helfen - beim Erwachsenwerden, bei der Eroberung jenes erhofften Lebens. Aber die Vorstellungen, was Freiheit ist, was sie erlaubt, unterscheiden sich zwischen Eltern und Tochter immer mehr. Vor allem, als sie selbst eine Familie gründet und Entscheidungen treffen muss.

Ein autobiographischer Roman, der zeigt, dass die Identität gerade im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird. «Wer wir sind» erzählt, wie eine Frau zu sich findet - und wer wir im heutigen Deutschland sind.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
18. Mai 2021
Sprache
deutsch
Auflage
4. Auflage
Seitenanzahl
320
Autor/Autorin
Lena Gorelik
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
422 g
Größe (L/B/H)
134/206/31 mm
ISBN
9783737101073

Portrait

Lena Gorelik

Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren Eltern nach Deutschland. Ihr Roman «Hochzeit in Jerusalem» (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der vielgelobte Roman «Mehr Schwarz als Lila» (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regelmäßig schreibt Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u.a. für die «Süddeutsche Zeitung» oder «Die Zeit». Sie lebt in München.


Pressestimmen

Ein herrlich poetisches Werk. Nora Gantenbrink, SPIEGEL plus

Eine schwebende, oft beglückende Sprache. ZDF "Das blaue Sofa Buchmesse"

Es geschieht selten, sehr selten, dass ich ein Buch lese, das mich derart trifft, das so eine eigene Klangfarbe, so eine tiefe Klugheit hat, dass es einem den Atem verschlägt. Carolin Emcke, Twitter

Anschaulich ... spielend leicht ..., aber wie nebenbei werden auch schwere Themen aufgeblättert. Süddeutsche Zeitung

Lena Gorelik hat sich in diesem berührenden autobiografischen Roman mit den eigenen Prägungen auseinandergesetzt ... eine Liebeserklärung an ein Leben zwischen zwei Sprachen und jede von ihnen ist mit anderen Gefühlen besetzt. Süddeutsche Zeitung

Wichtig, spannend und auf jeden Fall sehr lesenswert. Die Presse

Lena Gorelik geht mutig und offen an ihre Schmerzstellen, erkundet in wunderbarer Sprache ihre Selbstwerdung, eine sehr persönliche und doch ungemein politische Geschichte. 3Sat "Kulturzeit"

Lena Gorelik schreibt in eindrücklichen Bildern ... Gerade in dem Versuch, unterschiedliche Lebenserfahrungen miteinander in Bezug zu setzen und zu versöhnen, ist 'Wer wir sind' auch ein sehr aktuelles Buch. MDR

Was hält Familie zusammen, wenn Hoffnungen, Lebensumstände auseinanderdriften? Für Lena Gorelik sind es tiefe Gefühle, die irgendwann gepflanzt worden sind - und für immer bleiben. BR Bayern 2

Man hat das Gefühl, dabei gewesen zu sein, so knisternd beschreibt Lena Gorelik Familienszenen. NDR Kultur

Eine herausragende Romanautorin ... 'Wer wir sind' ist Lena Goreliks Geschichte. Sie schenkt sie uns. Thibaud Schremser, Saarländischer Rundfunk SR 2 Kulturradio

Springt leichtfüßig zwischen zarter Melancholie und trocken-lakonischem Witz. Münchner Merkur

Voller Melancholie und auch Poesie ... ein Geschenk. BR Bayern 2

Eine eigenwillige Liebeserklärung; an die Eltern, die Großeltern, den ertrunkenen Onkel. Gleichzeitig das Zeugnis einer Selbstermächtigung ... Ja, dieses sehr persönliche, in seinen vielen kreisenden Suchbewegungen berührende Buch ist auch eine Liebeserklärung an ein Leben zwischen zwei Sprachen. SZ Extra

Lena Gorelik erzählt elegant, fließend und mit viel Witz und Tiefe und ragt aus der Schar der jungen, hervorragenden deutschen Autoren weit heraus. WDR 5

Besprechung vom 24.06.2021

Mit gebremstem Schaum

In "Wer wir sind" erzählt Lena Gorelik von ihrer russisch-jüdischen Familie, lässt die eigentliche große Frage aber unbeantwortet.

Ein deutsches Wort im aufgeregten russischen Kindergeplapper: Badeschaum. Die Entfremdung zwischen Tochter und Eltern beginnt schleichend. Wenn sie hört, wie andere ihren Eltern sagen, dass die erst einmal richtig Deutsch lernen sollten. Wenn sie genervt dabei zusieht, wie Vater und Mutter unbeholfen durch den deutschen Behördendschungel und den Tarifwabenplan navigieren. Für die Unsicherheit, die Hilflosigkeit, das Anderssein ihrer Eltern schämt sie sich. Was stellt Migration mit einem Kind, einer Familie, unserem Land an?

Lena Gorelik wurde 1981 in Sankt Petersburg geboren und wanderte 1992 mit ihrer russisch-jüdischen Familie nach Deutschland aus. Ihr autobiographischer Roman "Wer wir sind" handelt von ihrem Erwachsenwerden zwischen Sozialismus und Kapitalismus, zwischen Kollektivismus und Individualismus, zwischen beigefarbenem Parka und bunten Glitzerhaarspangen. In ihrer Schulzeit haderte sie damit, anders zu sein. In Russland war sie die Jüdin. In Deutschland ist sie die Russin.

Lena lebt mit ihrer Familie im "Asylantenheim", wie es in den Neunzigern noch heißt, ihre Mitschüler leben im Einfamilienhaus. Sie will Schriftstellerin werden, ihre Eltern möchten, dass sie einen "richtigen" Beruf ergreift. Gleichzeitig ist sie zum Glücklichsein verdammt. Schließlich sind die Eltern ihren Kindern zuliebe ausgewandert. "Wir hatten ja nichts; ihr sollt es besser haben" - das Familienmantra ist ein Aufstiegsversprechen.

Später versteckt Lena ihre Herkunft hinter einem schwäbischen Dialekt und Markenkleidung. Ihre Eltern findet sie peinlich. Deren Interesse an ihrem Leben erscheint ihr fürchterlich invasiv. Da unterscheidet sich ihre Pubertät kaum von der ihrer Mitschüler. Was an Lenas Eltern jedoch anders ist: In der Fremde sind sie wieder zu Kindern geworden. Lena muss für sie zwischen Sprachen und Kulturen übersetzen. Die sowjetischen Diplome sind in Deutschland nichts wert. Als Zeitarbeiter und Putzfrau bleiben sie unter ihren Möglichkeiten.

Je mehr Lena in Deutschland ankommt, desto weiter entfernt sie sich von ihren Eltern und deren Erwartungen. Sie zieht weg, ihre eigenen Kinder können kaum noch Russisch. Während sich die Familie nach der Ankunft in Deutschland zu fünft ein winziges Zimmer teilte, kommuniziert man nun aus der Ferne über das Smartphone. Eltern und Tochter definieren Familie jeweils anders."Sind wir noch eine Familie?", fragt sich die Mutter. Für Lena liegt darin ein Vorwurf.

Die Geschichte ihrer Familie erzählt Gorelik mutig, wütend und melancholisch. "Wer wir sind" ist ein Gegenentwurf zu ihrem 2004 veröffentlichten Roman "Meine weißen Nächte", der die Erfahrungen russischer Einwanderer mit viel Witz schilderte. Von den Erwartungen des deutschen Publikums, das Migrationsgeschichten gerne humoristisch verarbeitet haben möchte, sagt sich Gorelik in ihrem neuen Roman los: "Und die Menschen, die mir bei Lesungen zuhörten, lachten über meine Geschichte, immer an den von mir dafür vorgesehenen Stellen. Ich hielt die Pausen im Lesefluss ein, die, an denen sie über mich lachen sollten."

Ihre Protagonisten zeichnet sie im neuen Roman zärtlich und gleichzeitig so ehrlich, dass es weh tut. Etwa, wenn sie beschreibt, wie die Hände ihrer Eltern noch heute zittern, wenn sie einem Deutschen die Hand schütteln. Oder wie ihre Mutter die Hände knetet, während sie die Schulleiterin anbettelt, ihre Tochter nicht in die Klasse mit den Ausländerkindern zu stecken. Auch über sich selbst richtet Gorelik hart: Ihr Alter Ego im Roman schämt sich für die Scham, die sie den Eltern gegenüber empfindet, schämt sich für all die Fragen, die sie ihnen nicht gestellt hat. Gleichzeitig werden Szenen nur angerissen, bleiben Gedankengänge für den Leser vage. Entschuldigungen der erwachsenen Gorelik verflechten sich mit Lenas Kindheitserinnerungen.

Der Leser ist gewarnt, weil die Autorin klarstellt: "Später ordne ich meine Geschichte, aber nichts ergibt einen Sinn. Das Erzählen weigert sich, ein trotziges Kind, aufgeräumt zu werden. Ich erzähle eine Geschichte, die uns allen gehört, ich sammle alle ihre Geschichten in meiner." Bis zuletzt bleibt das Gefühl, einer fremden Familie beim Gespräch am Nachbartisch zuzuhören. Um gänzlich folgen zu können, muss man wohl dabei gewesen sein. In den Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kind kann man sich aber auch selbst wiedererkennen.

Der Roman will jedoch auch die ganz große Frage aufwerfen: Wer sind wir im heutigen Deutschland? Der Leser muss sich die Antwort in den eingestreuten Anekdoten allerdings selbst zusammensuchen. Wir erfahren, dass Lenas gutes Deutsch gelobt wird, wie viel Hass in einem "Wie bitte?" stecken kann und dass man das einzige jüdische Kind in der Klasse zur Expertin für den Nahost-Konflikt erklärt. Die Antwort auf die große Frage geht letztlich in der dichten Familienerzählung unter. Vielleicht sind wir im heutigen Deutschland aber auch die Gesamtheit unserer Geschichten.

ANNA SCHILLER

Lena Gorelik: "Wer wir sind". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag,

Berlin 2021. 317 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Buchstabenliebhaberin am 25.02.2024
Gute Thematik, aber ich mag die Erzählweise nicht. Der konsequente Einschub russischer Wörter störte meinen Lesefluss. Abbruch nach 1/4.
LovelyBooks-BewertungVon phoebe_caulfield am 18.01.2024
Hat mir sehr gefallen. Berührende Familiengeschichte über das Ankommen im Deutschland der 90er. Übrigens: Fleisser-Preisträgerin 2023.