Niccolò Machiavellis 1532 erschienene Schrift 'Il Principe' ist unter dem Titel 'Der Fürst' Weltliteraturgeworden. In seiner Radikalität, in seiner scharfen Trennung zwischen rein politischem Handeln und denEntscheidungen des Einzelnen, überstrahlt Machiavellis Werk die politiktheoretischen Schriften aller seinerZeitgenossen.Machiavelli will klären, 'was das oberste politischen Amt sei, wie viele Arten es davon gibt, wie und wannman es behält, und wie und wann man es verliert'. Es geht ihm dabei um die Herrschaftsbildung und Herrschaftssicherung,um die Bewahrung des principato. Sämtliche Handlungen des Fürsten werden an ihrempolitischen Zweck der Erhaltung der Herrschaft gemessen. Entscheidend für den Erfolg ist nicht der moralischeWert sondern allein die Wirkung des Verhaltens.Dieser ausschließlich erfolgsorientierte amoralische Zweckrationalismus war es, der viel seiner Zeitgenossenzutiefs verstörte. Schon vor Jahrhunderten wurde 'Machiavellismus' zu einem Synonym für Verschlagenheitund Hinterlist, für Amoral und Rücksichtslosigkeit in der Politik. Man hat sich angewöhnt, jede skrupelloseMachtpolitik als 'machiavellistisch' zu bezeichnen, jene berühmte oder vielmehr berüchtigte 'Realpolitik', die sich auf Machiavellis 'Il Principe' berufen zu können glaubt.Jedes Jahrhundert hat Machiavellis Schrift anders ausgelegt. In jüngster Zeit wurde sie, wie viele andereKlassiker der Staats- und Kriegskunst auch, erfolgreich von der Managementlehre adaptiert. Ob unternehmerischeFührungsstrategien oder persönliche Karriereplanung, an Machiavellis und Anti-Machiavellisherrscht auf dem Buchmarkt kein Mangel. Dennoch lohnt sich ein Blick ins Original, denn 'Der Fürst' isteine realistische, und in seiner Art zeitlose Diagnose der Politik, in der die Interessen des Staates stets Vorrangvor allen ethischen Überlegungen hatten.