Es ist schon interessant, immer wieder damit konfrontiert zu werden, wie abwehrend viele Mütter reagieren, wenn ihre Töchter durch Lillifee glänzende Augen bekommen. Angeblich finden sie das Marketing um die Feenprinzessin albern und verwerflich, gleichzeitig stehen sie supergestylt mit Kreditkarte an der Kasse und finden es ganz selbstverständlich sich herauszuputzen. Was könnte es also sein, was junge Frauen so aggressiv gegen die rosarote Verführung der herzallerliebsten Lillifee macht? Vielleicht fühlen sie sich als Mütter infrage gestellt, denn Lillifee ist der Inbegriff der konservativen Frauenrolle, die davon lebt, als Dienende und Gebende ihre Erfüllung zu finden. Kinder aber wünschen sich eine Mutter, die alles liegen und stehen lässt, wenn sie zum Beispiel krank sind, so wie Pupsi, das kleine Schwein in diesem neuen Abenteuer. Selbstverständlich macht Lillifee sich auf den beschwerlichen Weg in die Berge, um den Zauberkristallstein zu besorgen, der das einzige Heilmittel sein soll. Und selbstverständlich sind letztlich alle Leute, die sie auf dem Weg dahin trifft, genau so freundlich und hilfsbereit, wie man das braucht, wenn es einem richtig schlecht geht, alle außer dem goldgierigen Troll, der leider der Besitzer dieses Zaubermittels ist. - Lillifee ist im besten Sinn ein Märchen: eine Heldin muss viele Aufgaben erledigen, bis sie am Ende Erfüllung ihrer Wünsche findet. Für heutige Frauen liegt diese Erfüllung eher im Beruf, weswegen der Mutteralltag für viele eine zu große Herausforderung darstellt. Dabei könnten sie bei Lillifee lernen, dass es Hilfe gibt, und dass man sie ruhig annehmen kann, denn sogar Lillifee kann die Probleme nicht alleine lösen. Bleibt noch das Thema Kitsch. Aber da kann ich nur zum hundertsten Mal sagen: Kitsch tut nicht weh, Einsamkeit aber sehr. Deshalb nur Mut zur Farbe rosa, zu den Glitzersteinen und zu Lillifee! Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)