Overkill Der Puppenspieler von Astrid Korten ist der vierte Band der Reihe mit Hauptkommissarin Mo Celta als Protagonistin.
Klappentext:
Hauptkommissarin Mo Celta kehrt traumatisiert aus der Ukraine zurück und lässt sich für einige Monate vom Dienst beurlauben. Doch als eine junge Frau ermordet im Auwald aufgefunden wird, erinnert der Fall Mo an die Opfer des Puppenspielers. Und an Viktoria Wittensee, die Frau des Münchener Anwalts Alexander Wittensee, die seit drei Jahren verschwunden ist und dem Opfer ähnlich sieht. Gemeinsam mit Thomas Berger, ihrem Kollegen von der Vermisstenstelle Letzte Spur, ermittelt Mo auf eigene Faust und kommt einem ungeheuerlichen Verbrechen auf die Spur. Geprägt von den Horrorszenarien ist sie fest entschlossen, den Täter zu fassen, notfalls mit Gewalt.
Das Cover mit dem aus dem Dunkeln heraus leuchtenden Clowngesicht ist ein Eyecatcher. In mir weckte das an uns für sich putzige Gesichtchen widersprüchliche Gefühle, vor allem wirkt das zweite im Hintergrund lauernde Gesicht bedrohlich, stimmig für einen Thriller. Das Buch erschien 2023. Es gliedert sich in zehn Teile, die mit Zitaten aus Alice im Wunderland betitelt sind, die stets einen Bezug zur Handlung haben. Die Kapitel sind extrem kurz (80 bei rd. 310 Seiten), was einen - abgesehen von der sowieso spannenden Handlung und dem flüssigen Schreibstil - zum stetigen Weiterlesen animiert.
Auch dieser Band ist problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar, doch gewisse Hinweise auf frühere Fälle, mit denen Mo Celta befasst war, bzw. auf jene Erlebnisse, die sie geprägt und traumatisiert haben, wecken soferne man sie noch nicht kennt - Neugier auf die Vorgängerbände.
Das Thema Alice im Wunderland zieht sich durch das gesamte Buch. Möglicherweise entgingen mir manche Feinheiten dadurch, dass ich das Kinderbuch nie gelesen habe.
Die Handlung spielt in der Gegenwart und schließt fast nahtlos an Band drei an. Man ist sofort mitten im Geschehen. Im Prinzip verfolgt man zwei Handlungsstränge einerseits Alexander Wittensees Suche nach seiner verschwundenen Frau und andererseits Mo Celtas Jagd nach dem Mörder, den sogenannten Puppenspieler. Die Autorin wählte für Alexanders Linie die Erzählform, bei Mo die Ich-Form, wodurch man Alexander etwas distanzierter erlebt, während Mos Gedanken, Albträume und Ängste besonders eindrucksvoll zutage treten. Die beiden Handlungsstränge laufen quasi parallel, die beiden Protagonisten agieren unabhängig voneinander, eigentlich als Gegner, sehen den Fall jeweils von einer ganz anderen Perspektive aus und tragen letztlich jeder auf seine Weise zur Lösung des Falles bzw. zur Unschädlichmachung des Drahtziehers bei.
Das Spannungsniveau lässt nie nach, sondern steigert sich zunehmend. Dazu tragen nicht nur die kurzen Kapitel und die stetigen Perspektivenwechsel sowie Cliffhanger bei, sondern auch unerwartete Wendungen und die Tatsache, dass man bis zum überraschenden Schluss nicht durchschaut, was für ein fieser Plan dahintersteckt, wer hier Täter oder Opfer ist. Zudem mangelt es nicht an Action und lebensgefährlichen Situationen, auch nicht an Gänsehautmomenten, Brutalität, Grausamkeit und Leichen.
Die Charaktere sind gut vorstellbar gezeichnet, auch jene von Nebenfiguren. Im Mittelpunkt steht Mo Celta, die traumatisiert aus der Ukraine heimkam. Sie hat Fürchterliches erlebt, leidet unter Albträumen, neigt zu Aggressivität, handelt meist zu impulsiv, sie kämpft gegen die inneren Dämonen. Sie ist stur, hartnäckig, schlagkräftig und hart im Nehmen, wirkt wenig weiblich. Im Inneren sehnt sie sich jedoch nach Wärme und Geborgenheit, was sich zeigt, als sie sich verliebt. Wird die Liebesbeziehung eine Wesensänderung in ihr bewirken können ein interessanter Aspekt im Hinblick auf die Fortsetzung dieser Reihe.
Overkill Der Puppenspieler ist ein packender Thriller voller Täuschungen und Irreführungen, eine Lektüre, die man kaum aus der Hand legen möchte.
Eine unbedingte Leseempfehlung und selbstverständlich 5 Sterne!