Ohne Geld geht heute rein gar nichts: Wir können keine Miete zahlen, uns keine Lebensmittel kaufen, uns nicht einkleiden und nichts leisten, was über unsere Grundbedürfnisse hinausgeht. Und was passiert, wenn wir am Ende des Monats ein paar Euros übrig haben? Früher war alles klar: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not haben noch viele von uns im Ohr. Soll heißen: Halt dein Geld zusammen, kauf nur, was du dir leisten kannst und mach nach Möglichkeit keine Schulden. Wenn man sich umsieht, kann man sich jedoch leicht so fühlen, als gehörte man damit zu den ewig Gestrigen: Konsum ist angesagt, und die unschlagbar niedrigen Sollzinsen lassen bei vielen Menschen die Bereitschaft, einen Kredit für Konsumgüter aufzunehmen, steigen. Wem kommt das zugute? Zuerst den produzierenden Unternehmen, keine Frage, aber eben nicht nur ihnen. Doch was passiert, wenn viele oder wenige Güter nachgefragt werden? Und warum greift der Staat wirtschaftlich schlingernden Konzernen immer wieder unter die Arme? Wie groß ist die Verbundenheit von Staat und Wirtschaft? Und was hat es eigentlich mit der sogenannten Rettung der ökonomisch schwachen EU-Mitgliedsländer wie z. B. Griechenland durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf sich? Wie kann es sein, dass da immer wieder neue Rettungspakete geschnürt werden, aber sogar Bürger, die das Ganze nur am Rande mitbekommen, ahnen, dass das alles mit dem, was man sich im Allgemeinen unter einer Rettung vorstellt, herzlich wenig zu tun hat?
Die Deutschen sind in puncto Geldanlagen so flexibel wie Eisenbahnschienen. So oder so ähnlich klingt der sich stetig wiederholende Vorwurf aus der Finanzwirtschaft - also aus der Ecke, wo die sitzen, die sich in Gelddingen angeblich viel besser auskennen als der durchschnittliche Normalbürger. Aktien werden als die Anlageform der Stunde propagiert, das Sparbuch mit seinen insbesondere aktuell mikroskopisch kleinen Zinsen ist nur etwas für Leute, die sich vom Totgesagten nicht trennen mögen. Çöl erläutert in klaren und leicht verständlichen Sätzen, was hinter diesen Aussagen steckt und dass man von den Verbrauchern ihr Bestes will - ihr Geld. Er erklärt auch, warum Regierungen und Unternehmen die Zahlen zum Wirtschaftswachstum so wichtig sind und weshalb es aus ihrer Sicht hier nur eine Richtung geben darf: aufwärts. Der Autor erläutert jedoch auch, was gegen die Rettung von Firmen mithilfe von Steuerngeldern spricht, warum die Zinspolitik der EZB zutiefst ungerecht ist, was man gegen die Anfeuerung des Wirtschaftswachstums haben kann oder wieso das Heil für den Einzelnen nicht unbedingt in Aktien liegt. Und: Er spricht sich deutlich und mit gut nachvollziehbaren Argumenten gegen die Abschaffung des Bargelds aus und plädiert an seine Leser, sich beim Konsum auf seine Selbstverantwortung zu besinnen.
Lesen?
Davut Çöl bietet in Verstehen Sie Geld? einen sehr informativen Rundumblick: Nach der Lektüre seines Buches ist klar, wozu Geld dient, welche Marktmechanismen und Geldkreisläufe für unsere Wirtschaft eine Rolle spielen, wie Konsumenten gelenkt werden und wie der Autor die künftige Entwicklung des Geldmarkts einschätzt. Das alles in auch für Laien gut verständlicher Sprache und mit Erklärungen, die das zunächst kompliziert Erscheinende mit einfachen Beispielen aus dem Alltag verständlich werden lassen. Das Buch eignet sich also nicht nur für am Thema Wirtschaft Interessierte, sondern auch für alle, die den Wirtschaftsteil der Zeitung bislang immer rasch zur Seite gelegt haben.