Der Autor erläutert, in Weiterführung seiner Schrift "Die Entstehung von Kulturoasen in der Gegenwart" (2021, Blaue Reihe N°8) einige tiefgreifende Faktoren des alltäglichen, seelisch unbeobachteten Verhaltens und Denkens, welche moderne Gemeinschaftsbildung verunmöglichen und kommentiert die Ratschläge Rudolf Steiners, wie diese überwunden werden können. - Modern ist eine Gemeinschaft, wenn sie sich allein aus der Fähigkeit ihrer Teilnehmer speist, sich von den anderen zutreffende Bilder machen zu können, mit denen sie dann im weiteren leben wollen. Der Autor macht den von Rudolf Steiner als "umgekehrten Kultus" bezeichneten Sozialimpuls verständlich. Wenn der religiöse Kultus durch die sakramentale Evokation eines rein geistigen Zustandes ein gemeinsames Geist-Erinnern zu gemeinschaftsbildenden Kräften verwandelt, so der "umgekehrte Kultus" die in Freiheit erfolgende Zusammenführung von Lebens- und Bildungsvorhaben als gestützt durch eine über den Tod hinausgreifende Schicksalsperspektive. Die erkenntniswissenschaftlich begründete philosophische Lebenshaltung des ethischen Individualismus, wie er in Steiners Freiheitsphilosophie enthalten ist, wird im "umgekehrten Kultus" das Übfeld erblicken, aus dem Sozialästhetik gewonnen wird.