Titel: GRAUAutor: Jasper FfordeVerlag: Eichborn-VerlagSeitenzahl: 560 SeitenÜbersetzer: Thomas StegersHinweis: Aufgrund der Spoiler-Gefahr bezieht sich die Inhaltsangabe in erster Linie auf den ersten Band GRAU. Meine Meinung und das Fazit gelten allerdings für die beiden Bücher - GRAU und ROT - gleichermaßen.Inhalt: Worum es geht, ist tatsächlich gar nicht so einfach zu erklären, denn ob der Komplexität der geschaffenen Welt offenbart sich ihre eigene Natur erst nach und nach. Wir befinden uns 500 Jahre "nach einem besonderen Ereignis¿ und die Menschheit lebt nach den Regeln Munsells. Um Demut zu lernen, muss Edward Russett seinen Vater, seines Zeichens Mustermann, nach East Carmine begleiten und Stühle zählen. Dort angekommen, verliebt sich Eddie unsterblich in Jane Grey. Dass sie mehrfach versucht, ihn umzubringen, ist nicht sein größtes Problem. Schlimmer noch ist, dass sie eine "Graue¿ ist, während er dem roten Farbspektrum angehört. In Chromatacia herrscht eine Art Kastensystem. In seinem zwanzigsten Lebensjahr legt jeder Bewohner seinen Ishihara-Test ab, aus welchem sich ergibt, welcher Farbschicht man angehört. So sind z. B. Menschen mit einer Grausicht in der Gesellschaft ganz unten angesiedelt. Diese Personengruppe ist komplett farbenblind. Als sich dann auch noch herausstellt, dass Jane leicht grünsichtig ist, kommt eine Beziehung mit Eddie gar nicht mehr in Frage, da es sich um Komplementärfarben handelt. Das Land wird von einer Präfektur geführt, wobei jede Farbe einen eigenen Präfekten stellt. Die Währung heißt Meriten und jeder Einwohner hat einen Strichcode auf dem Fingernagel. Löffel werden nicht mehr hergestellt, demnach erzielen diese auf dem Beigemarkt einen hohen Wert. Die Bewohner fürchten sich vor Mehltau, dem schon viele von ihnen zum Opfer gefallen sind, und sie haben Angst vor Schwänen und Kugelblitzen. Sobald man sich daneben benimmt, muss man zum Reboot und die wenigsten Betroffenen kommen von dort zurück. Hier und da trifft man auch schon einmal auf einen nackten Apokryphen [...] da er nicht existiert, kann er ja auch schlecht da sein - selbst wenn doch [...] S. 75. Letztendlich stellt sich unseren Protagonisten die Frage, was ihre Welt ist, wo sie ist und sogar wann sie ist. Eddie und Jane finden tatsächlich Hinweise auf diese Fragen und ab diesem Moment befinden sie sich in großer Gefahr.Meinung: Ich bin seit Anbeginn ein großer Fan der "Thursday Next¿-Reihe von Jasper Fforde. Als dann der Eichborn Verlag jüngst seine Geschichten GRAU und ROT veröffentlicht hat, war nichts naheliegender, als endlich noch einmal in eine der verrückten Welten Ffordes einzutauchen. Und, was soll ich sagen?! Ich habe nicht zu viel erwartet, denn der Einfallsreichtum des Autors hat mich wieder einmal brillant unterhalten und in eine fiktive Welt mit äußerst liebenswerten und skurrilen Personen geführt. Wie man vielleicht merkt, einmal angefangen über die von dem Autor erschaffene Welt zu berichten, lässt sie einen so schnell nicht mehr los. Bald ist man nämlich wieder voll und ganz in der Geschichte drin. Allerdings ist es auch so, dass man einfach in die bestehende Welt geschubst wird und es demnach zunächst etwas schwer fällt, diese zu durchschauen. Da aber auch Eddie und Jane ihre Welt nach und nach besser kennenlernen und wir sie auf ihrem Weg begleiten, erschließt sich das Worldbuilding allmählich. Ganz gemächlich durchblickt man den Weltenaufbau und hier hält Jasper Fforde so einige Überraschungen für uns parat. Fazit: Wieder einmal habe ich mich Jasper Fforde sei Dank blendend amüsiert. Ich bewundere seine Phantasie und mag die Dialoge, die er erschaffen hat. Das Worldbuilding ist ebenfalls großartig. Wenn ihr Lust auf Alternativweltgeschichte habt, kann ich euch den britischen Schriftsteller unumwunden ans Herz legen. Wobei Thursday Next meine große Heldin bleibt! Daher gibt's von mir 4,5 Sterne.