Nach langer Zeit bin ich wieder in einen historischen Roman eingetaucht und mich hat die Geschichte die meiste Zeit über wirklich gut unterhalten!Hintergrund der Handlung ist die Schlacht um Akkon in den Jahren 1189 bis 1191. Nachdem Saladin die Kreuzfahrer im Jahr 1187 geschlagen hatte, versuchten diese, den wichtigen Stützpunkt wieder zurückzugewinnen, um ihren Weg nach Jerusalem weiter aufnehmen zu können. In dieses Heer verschlägt es unsere beiden Protagonisten auf sehr verschiedene Weise.Étienne ist in gutem Hause geboren, allerdings hat er als dritter Sohn und vor allem durch seinen verwachsenen Fuß keine Chance, je geachtet zu werden oder sogar ein Recht als Erbe. Die Flucht vor seiner Familie entscheidet sein Schicksal, denn er trifft den etwas galligen Caspar, der ihn in die Lehre nimmt.Aveline dagegen ist von niederem Stand und flüchtet vor ihrer eigenen Vergangenheit. Ihr ist Schlimmes widerfahren, woraufhin sie eine harte Entscheidung getroffen hat. Auch sie trifft auf ihrem Weg Menschen, die ihr Schicksal in eine völlig unvorhergesehene Richtung lenken und auch sie folgt dem Heer, dessen Ziel letztendlich Jerusalem ist.Durch den Wechsel der Sichtweisen der beiden und die kurzen Kapitel liest es sich sehr kurzweilig, weil man Stück für Stück mehr über die Protagonisten, die Belagerung Akkons und das Kriegsgeschehen erfährt.Die üblichen Muster historischer Romane erkennt man hier zwar wieder, dennoch hab ich manche Entwicklungen mit viel Spannung verfolgt. Anderes bot dagegen wenig Überraschungen, vor allem haben sich für mich die Zufälle gehäuft, die für die Handlung zwar sinnvoll waren, aber man vielleicht auch anders hätte lösen können. Vor allem gegen Ende gab es einige Entscheidungen, die mich etwas gestört haben, weil sie vom menschlichen aus meinem Standpunkt heraus unlogisch waren und nur dazu gedient haben, der Handlung nochmal Spannung zu verleihen. Da man sich aber denken konnte wie es es sich auflöst, war es für mich eher das Gegenteil.Es gab aber auch interessante historische Details und einige eingestreute, berührende Botschaften.Gerade auch was den Krieg angeht, den diese Männer damals über Jahre hinweg im Angesicht ihrer Feinde bewerkstelligen mussten, hat so viele seelische Wunden hinterlassen, die kaum auszuhalten sind bzw. sich jeder von ihnen einen Weg suchen musste, wie er damit weiterleben konnte. Oder auch nicht. Gerade auch im Hinblick auf die Verbundenheit mit dem König, überhaupt mit ihrer Verpflichtung der Sache gegenüber, also ihrem Glauben, und dem Glauben das richtige zu tun und sich dieser Metzelei gegenüberzustellen - gerade auch was die zivile Bevölkerung von Frauen und Kindern angeht. Denn Plünderungen gab es natürlich auch. Und was sich da abspielt ist ja wahre Barbarei.An wenigen Stellen plätschert es etwas vor sich hin, aber insgesamt bin ich doch durch die Seiten geflogen, weil es gut aufgebaut war. Manches wurde dann auch übersprungen, hatte ich den Eindruck, was mich aber nicht so gestört hat, weil es die Handlung vorangebracht hat und man ja nicht immer auf jedes Detail so ausufernd eingehen muss.Einige Nebenfiguren waren ebenfalls interessant, ganz besonders Caspar. Man kennt diese älteren, unwirschen Menschen die sehr ruppig und hart scheinen, aber das Herz am rechten Fleck haben. Sie kommen oft vor, verlieren aber trotzdem nicht ihre Wirkung. Ich hab ihn sehr ins Herz geschlossen.Insgesamt fand ich es definitiv sehr unterhaltsam, in kleinen Strecken hätte es etwas gekürzt werden können bzw. etwas spannender gestaltet und einige der Entscheidungen bzw. Zufälle hätten anders gelöst werden müssen, dann wären auch mehr Überraschungen dabei gewesen. Ansonsten hat es mir gut gefallen!Interessant war auch das Nachwort der Autorin, in der sie überlieferten "Fakten" erklärt hat, mit denen sie in dieser Geschichte gearbeitet hat.