Nachdem ich vor geraumer Zeit Das Böse ruht nie - den Auftakt zur Ostesee-Krimi-Reihe um die mir sehr sympathische Ermittlerin Lisa Liebich - gelesen haben, war mir klar, bei Band zwei bin ich auch dabei. Wie Band eins konnte mich auch die Fortsetzung packen.
Obwohl Lisa im ersten Teil im Rahmen ihres Praktikums eine grausame Erfahrung hat machen müssen, verfolgt sie ihren Traum, Ermittlerin zu werden und kehrt in das Team um Peter Heilmeyer zurück und wird mit offenen Armen von den Kollegen (Peter, Olli, Jens) zum Wiedereinstieg begrüßt. Ja, sie ist die einzige Frau in dieser Gruppe. Und das finde ich richtig und wichtig, denn so bringt sie doch einen weiblichen Spürsinn in die Arbeits- und Vorgehensweise. Lisa ist tough, mutig und ehrgeizig, wissbegierig und trägt ihr Herz am richtigen Fleck.
In diesem Krimi spielt eine sogenannte Seitensprung-Agentur eine wichtige Rolle. In meinem Kopf gab es da erstmal ein Ups, da es eigentlich nicht so meins ist. Aber meine Skepsis wurde gleich zerschlagen und ich befand mich in einen spannenden, flüssig zu lesenden Krimi wieder, in dem sämtliche Romanfiguren authentisch dargestellt sind.
Hauptspielort ist das unscheinbare City-Hotel am Bahnhof, in dem sich Seitensprungpaare zu einem geheimen Techtelmechtel treffen. Doch plötzlich hat da auch eine im Darknet agierende, Sexspiele vertretene Agentur ihre Hände mit im Spiel, die skurrile und mit Gewalt verbundene Sexpraktiken auf dem Plan hat, bei denen Frauen heftige Grausamkeiten ertragen müssen.
Aufgrund einer Anzeige von einer Frau, die sogar ins Krankenhaus muss, werden von Heilmeyers Team hochpriorisierte Ermittlungen aufgenommen, um den Tätern das Handwerk zu legen.
Einfach ist es nicht, denn es gibt viele Opfer-Frauen, die sich aus Scham nicht melden, zudem scheint das Personal des Hotels nicht sonderlich aufmerksam zu sein, so das Gäste unbemerkt das Hotel betreten und verlassen können. Es kommen viele Personen in Frage - vom Angestellten bis zum gehörnten Ehemann!
Der Fall spitzt sich zu: Es gibt eine Tote - Sturz aus einem Hotelfenster im vierten Stock.
War es Mord oder Suizid ?
Und immer mehr Täter aber auch Täterinnen treten dem Kreis der Verdächtigen bei, die Rede und Antwort stehen müssen. Und manchmal ist es einfach nur eine beiläufige Bemerkung, die sehr hilfreich sein kann.
Es macht Spaß mit dem Ermittler-Team durch den Roman zu wandern, bei dem es die ein oder andere Wendung gibt, so dass der Krimi geschickt verzwickt ist.
Beim Lesen des Kriminalromans merkt man auch, dass die Autorin mit ihrer Heimat der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern sehr verbunden ist. Die Naturbeschreibungen sind sehr herzlich und warm. Viele Örtlichkeiten - sei es z.B. Lokale - sind nicht erfunden, nein sie gibt es wirklich, so dass ich Lust bekommen habe, in der ein oder anderen Wirtschaft mal einzukehren, um dort eine Kleinigkeit (Cocktail, Bierchen etc. ) zu genießen, oder mal auf einer bestimmten Brücke anzuhalten, um den Ausblick auf die Ostsee zu genießen. Ein Strandspaziergang, um nach Bernstein Ausschau zu halten ist auch sehr verlockend. Und wenn einheimische Romanfiguren im passenden Dialekt schnacken schlägt mein Leseherz höher - herrlich
Marion Petznick ist es auch gelungen, eine kleine Liebesgeschichte zwischen Lisa und einer Strandbekanntschaft (Max) in den Krimi einzuweben - wie das Leben so spielt. Vielleicht erfahre ich dann in Band drei mehr, was sich aus Lisa und Max entwickelt.
Die Autorin hat ein Krimi-Gespür mit Herz / Gefühl, denn sie schafft es Spannung einzubringen, ohne aber explizit das Grausame darzulegen und auszusprechen.