Ich bin ja mit den schlimmsten Erwartungen an "Bonuskind" herangetreten; es wurde mittlerweile in so einigen Rezensionen zerrissen.. Das war für mich Grund genug, dem Buch von seinem Dasein als Subleiche zu erlösen und mir zu Gemüte zu führen, wie gut oder schlecht das Buch tatsächlich ist.. ..und wurde tatsächlich positiv überrascht! Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Geschichte um die 15-jährige Lies, deren Mutter plötzlich eines nachts verschwindet, so negativen Anklang gefunden hat. War es der Schreibstil? Den fand ich flüssig zu lesen; für eine schnelle Lektüre zwischendurch durchaus an- und einnehmbar. War es der Gesamtplot? Ja, der ist im Groben nicht neu. Dass jemand von null auf hundert verschwindet, ist jetzt nichts bahnbrechendes. Aber dass die eigene Teenagertochter ihre Perspektive preisgibt - Teilweise auch die Mutter in einzelnen Kapiteln oder auch in Schriftform durch eine gefundene Datei - das fand ich durchaus ansprechend. Luft nach oben gibt es fast immer, hier auch, weil sich in meinen Augen zu schnell Lies' Mutter "gefunden" wird, worauf viel Dramatik folgt.. Aber eben auch das Mysterium, was wirklich geschah. An manchen Stellen wird sogar gut mit dem Leser gespielt. ¿Haben vielleicht die Charaktere nicht gestimmt? Da verziehe ich selbst ein wenig meine Schnute, denn viel Sympathie konnte auch ich nicht für Lies aufbringen. Im Gegenteil, das Mädchen ist ziemlich anstrengend.. Doch ist 15 nicht ein anstrengendes Alter? - Hier liegt wahrscheinlich auch mein größter Kritikpunkt: Ich kann nicht einordnen, für welche Zielgruppe Saskia Noort "Bonuskind" geschrieben hat. Für einen Erwachsenen ist zu viel Teenagerangst dabei. Das Thema der ersten Liebe hätte hier zB getrost weggekonnt. Aber für junge Erwachsene ist das Buch auch nichts - nicht jeder Teenager ist vorzeitig gereift, wie es hier die Protagonistin durch den Rosenkrieg ihrer Eltern ist. Und Lies' Mutter erlebt einige heftige Sexszenen in ihrer dokumentierten toxischen Beziehung. Beim Lesen wandelt man auf einem schmalen Grad, der in meinen Augen nicht ganz getroffen wurde. Vielleicht hätte man "Bonuskind" nicht als Thriller bezeichnen dürfen. Es ist ein Drama. Ein Familiendrama. Ein Jugendtrauma. Alles andere als ein feel-good Buch. Auch, wenn ich es durchaus spannend fand - aber es ist eben kein Thriller. Unterm Strich kann ich die schlechten Rezensionen nicht unterstreichen. Und das, wo ich mich schon auf der ersten Seite tierisch aufgeregt habe: Wenn mir der Satz: "Ich habe vor vielen Dingen Angst. .... ...dass ich wieder Blasenentzündung habe; ..." . EINE Blasenentzündung, bitte. Und das tritt hier mehrmals auf, sowohl die Blasenentzündung, als auch das Fehlen vom unbestimmten Artikel.