Anders als andere Klöster in Westfalen kann Corvey auf eine mehr als tausend Jahre andauernde Kontinuität zurückblicken. Während andere monastische Institutionen entweder schon durch die Reformation ihr Leben aushauchten, durch Kriege und Brandschatzungen aufhörten zu existieren oder schließlich der Säkularisation im 19. Jahrhundert zum Opfer fielen, konnte sich Corvey durch alle Epochen seiner Geschichte mit Höhen und Tiefen bis heute behaupten. Schon der Konvent hat sich im 18. Jahrhundert mit seiner großartigen Ahnengalerie der mehr als 60 Abtsbildnisse ein Denkmal seiner Stetigkeit geschaffen, was uns heute wie ein Orakel seiner Unauflösbarkeit erscheinen mag.
Unterschiedlichste geistige Strömungen, bauliche und politische Veränderungen sowie wirtschaftliche Hindernisse haben es Corvey immer schwer gemacht und seine Existenz oft in Frage gestellt. Auflösungstendenzen im 12. Jahrhundert, das Mittelalter, das in Corvey "besonders dunkel" gewesen sein soll, der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg, alles Ereignisse, nach denen niemand mehr Hoffnung für einen Fortbestand geschöpft hätte. Einem großartigen Anfang in europäischer Dimension vor mehr als 1000 Jahren folgten immer wieder Wendepunkte. Mit dem Jahr 1840 kehrt dann mit der heutigen Eigentümerfamilie eine sprichwörtliche Ruhe ein.
Alle Epochen haben bis heute ihre Spuren hinterlassen, baulich wie stilbildend, geistig wie geistlich, politisch wie ökonomisch. Das karolingische Westwerk, die Grundrissgestalt mit dem Bodendenkmal im Untergrund, der barocke Bau mit seinen prachtvollen Räumlichkeiten, die biedermeierzeitliche Ausgestaltung sowie die Fürstliche Bibliothek, alles sind Zeugnisse einer jahrtausendalten Beständigkeit, die überall zu sehen und zu spüren ist. Dass Corvey daher zum Weltkulturerbe ernannt wurde, kommt nicht von ungefähr!