Unter einem schwarzen Schwan verstehen versteht man in der Finanzwelt ein externes Ereignis, das die bisherige Gemengelage gewaltig ins Rutschen bringt. Nun kann man darüber streiten, ob es tatsächlich die Corona-Welle war, die sich als schwarzer Schwan erweist oder die hilflose und völlig überzogene Reaktion der deutschen Politik, die ein riesiges ökonomisches Desaster anrichten wird. Dass es auch völlig anders geht, zeigt das schwedische Vorgehen.Zwar ist es nicht der Inhalt dieses Buches, sich mit der Geschichte und dem Wesen dieser Erkrankungswelle auseinanderzusetzen. Allerdings hat sich Daniel Stelter auch etwas von der hysterischen Panikmache einiger Virologen anstecken lassen und kritiklos in einem Abschnitt Modellrechnungen übernommen, die tatsächlich nicht einmal im Entferntesten eingetroffen sind.Das war zu erwarten, denn wenn bestimmte Virologen etwas mit vielen Ökonomen gemein haben, dann ist es ihr mangelndes Verständnis von mathematischen Modellen. Solche Modelle gelten nur unter oft sehr einschränkenden Annahmen, aber seltsamerweise überprüfen die vorgeblichen Experten nie, ob diese Annahmen überhaupt erfüllt sind. Vielmehr tun sie so, also ob die Rechnungen immer eintreffen müssen. Mathematiker dagegen wissen sehr genau, dass viele solcher Annahmen wirklichkeitsfremd sind und nur gemacht wurden, weil man sonst das Modell gar nicht durchrechnen könnte. Das sei jedoch nur nebenbei bemerkt.Stelters Buch hat ein klares Ziel: Er macht Vorschläge, wie man den gordischen Verschuldungs-Knoten in den Industrienationen, der seit Jahren immer verzwickter wird, endlich zerschlagen kann. In Wirklichkeit, so argumentiert er, läuft dieser Prozess schon seit einiger Zeit mehr oder weniger im Hintergrund, und er ist weder neu, noch unerprobt: Es geht um die Monetarisierung der Staatsschulden, also um ihren Aufkauf durch die Notenbanken und die direkte oder indirekte Staatsfinanzierung durch sie.Die sogenannte Corona-Krise bietet nun einen Anlass, diesen Prozess im breiten Maßstab durchzuziehen. Das ist unter keinen Umständen der deutsche Weg, wie erst das jüngste Urteil des BVG zeigt. Aber, so Stelter, der Weg der anderen, und wir werden uns am Ende nicht widersetzen können, weil wir uns in die Falle der Gemeinschaftswährung begeben haben. Und wenn das so ist, dann sollten wir dabei unsere Interessen wahren. Wie das genau gehen kann und sollte, erklärt Stelter am Ende seines Buches. Das ist der Kern dieses erhellenden Buches. Stelter befasst sich dort übrigens auch mit den Target2-Salden und deren möglicher Nutzung im Rahmen seiner Coronomics.Bevor Stelter jedoch dazu kommt, zieht er erst einmal Bilanz über die letzten zehn Jahre. Was ist nach der Finanzkrise von 2009 passiert? Gefühlt sei Deutschland bei den meisten Deutschen doch prima aus dieser Krise gekommen. Doch leider erweist sich das als eine fatale Illusion, die lediglich durch die deutschen Exporterfolge erzeugt wird. Sie wiederum gehen jedoch zu großen Teilen auf die Schwäche der europäischen Einheitswährung, deren Wert in keinem der Teilnehmerstaaten deren tatsächliche wirtschaftliche Stärke widerspiegelt. Für Deutschland ist sie zu schwach, für die meisten anderen Länder zu stark.In Wirklichkeit ist die ökonomische Lage Deutschlands nicht gut: Die Produktivität geht seit Jahren zurück, ebenso die Investitionen. Unternehmen und Fachkräfte wandern ab, ungebildete und schwer zu integrierende Menschen wandern zu. Deutschlands Infrastruktur wurde über viele Jahre auf Verschleiß gefahren. In Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs flossen die Gelder mehrheitlich in den Konsum statt in Zukunftsprojekte. Die sogenannte Energiewende ist krachend gescheitert, auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird. Über die Digitalisierung wird zwar ständig geredet, doch tatsächlich wird Deutschlands Rückstand auf diesem Gebiet immer größer.All diese Entwicklungen und vieles andere stellt Stelter in den ersten zwei Dritteln seines Buches zusammen, um dann zu schlussfolgern, dass die kommende tiefgreifende Krise endlich genutzt werden muss, um einen durchdachten Neuanfang mutig zu wagen. Seine Vorschläge, so untypisch sie auch für die deutsche Politik sein mögen, klingen im Rahmen dessen, was uns wahrscheinlich erwartet, sehr vernünftig.Leider hat er eine Variable nicht beleuchtet: In den deutschen Parteien fehlen mutige Leute mit ökonomischem Durchblick. Zu erwarten, dass dieselben Politiker, die den Karren in den Dreck gefahren haben, ihn wieder herausziehen und neue Wege gehen können, erscheint schon bei einer groben Betrachtung vermessen und höchst unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass wieder "auf Sicht gefahren wird", weil der Durchblick fehlt und "Zeit gekauft wird", weil es an Mut zu einer realistischen und langfristig orientierten Politik mangelt.Immerhin aber bietet Stelters Buch nicht nur eine wahrhaftige Analyse der Situation, sondern auch einen Ausweg, der in der einen oder anderen Form wohl gewählt werden wird. In diesem Sinne kann man dieses Buch nur allen empfehlen, die mal etwas anderes als die Horror-Crash-Prognosen lesen wollen, die letztlich auch nur wieder ein Ausdruck der in diesem Lande an allen Ecken vorherrschenden allgemeinen Hysterie sind.