Lojze Kovacic wurde dem slowenischen Vater und der deutschen Mutter 1928 in Basel geboren. Dort betrieben die Eltern eine vergleichsweise erfolgreiche Schneider- und Kürschnerwerkstatt. Da der Vater die Schweizer Staatsangehörigkeit zurückwies, wurde die Familie 1938 nach Jugoslawien abgeschoben. Kovacic starb 2004 in Ljubljana. Die Roman-Trilogie "Die Zugereisten" zählt zu den bekanntesten und meist übersetzen Meisterwerken des Autors. Im deutschsprachigen Raum wurde die Übersetzung der Gesamtausgabe außerordentlich gut aufgenommen und Kovacic wurde als verkannter Meister bezeichnet, der mit der außerordentlichen Intensität verschiedene gesellschaftliche Projekte des 20. Jahrhunderts stets analysiert, aber nicht als politischer bzw. sozialer Analytiker, sondern durch intime Perspektive eines Kindes und einen heranwachsenden Menschen am Rande der Gesellschaft.
In Kovacics autobiographischen Reiseprosafragment "Basel" in der Manier von Joyce und Proust entdeckt der Erzähler die originale Welt seiner Kindheit. Es geht um eine Art "umgekehrte Hermeneutik", in der das Subjekt seine Erkenntnis der Welt nicht durch Wiedererkennen und Verstehen der Andersartigkeit gewinnt, sondern durch bruchstückhafte Erinnerungen, mit der Rekonstruktion von "Erinnerungsorten", die ebenso Autobiografien des Autors selbst wie auch die "Biografien" der Stadt Basel darstellen. Dies geschieht mit der zeitlichen Distanz von vierunddreißig Jahren bzw. in der Konfrontation der Person aus der Kindheit mit dem reifen Haupthelden, der als alter ego des Erzählers gedeutet werden kann. Die beiden Sprachen (die "deutsche Muttersprache" und die "slowenische Vatersprache"), das alte und das zeitgenössische Basel, die Schweiz und Slowenien und nicht zuletzt die Schwester der Hauptfigur, Margrit Meyer, und seine Begleiterin D. stellen nicht zwei für immer getrennte Welten dar, sondern sie errichten eine "dritte Syntax", einen Zwischenraum der Narration, des (Selbst)verständnisses und Sinnes.