Manche radikalen Denker glauben, man müsse lediglich für mehr soziale
Gerechtigkeit sorgen, um auch mehr gegenseitigen Respekt zwischen den
Menschen zu wecken. Aber ist das überhaupt realistisch? Zieht
Selbstachtung nicht automatisch mangelnden Respekt gegenüber denjenigen
nach sich, die im unbarmherzigen sozialen und wirtschaftlichen
Wettbewerb die Benachteiligten sind? Bei der Suche nach Antworten greift
Sennett auch auf seine eigene Lebensgeschichte zurück: Aufgewachsen in
einem Ghetto von Chicago, gelang ihm zunächst mit Hilfe der Musik und
dann des Studiums in Harvard der soziale Aufstieg. Erneut erweist sich
Sennett als konstruktiver kritischer Geist mit Weitblick, als jemand,
der mit Hilfe anschaulicher Beispiele grundlegende gesellschaftliche
Veränderungen benennt.