Carry van Bruggen wird am 1. Januar 1881 als Carolina Lea de Haan als drittes von sechzehn Kindern in Smilde geboren. Das nächste Kind, der Journalist und Schriftsteller Jacob Israel de Haan, wird am 31. Dezember des Jahres geboren. Die meisten der Kinder versterben früh, der Vater ist ein streng orthodoxer jüdischer Chasan. Sie lässt sich in Zaandam zur Lehrerin ausbilden und ist ab Oktober 1900 in Amsterdam tätig. In den folgenden Jahren kommt sie durch ihren Bruder Jacob Israel de Haan mit vielen Studenten und Künstlern in Kontakt, darunter der Journalist Kees van Bruggen, den sie 1904 heiratet. Gemeinsam übersiedeln sie nach Niederländisch-Indien, Kees van Bruggen hat Carry zuliebe seine Frau verlassen und wird nun Hauptredakteur des Deli Courant, für den auch Carry van Bruggen eigene Rubriken schreibt. 1905 wird die Tochter Mop geboren, 1907 kehrt die Familie desillusioniert zurück nach Amsterdam, wo Carry mit dem Erzählband In de schaduw debütiert, ein Rückblick auf ihre Kindheit im Schatten. 1908 wird der Sohn Kees geboren. Größere Bekanntheit erreicht Carry van Bruggen 1910 mit De verlatene, einer beklemmenden Schilderung des jüdischen Milieus. 1914 trennt sie sich von Kees van Bruggen, 1917 wird sie offiziell geschieden. Während des Krieges arbeitet sie an Prometheus, einem eher philosophischen Werk, das 1919 nach Erscheinen jedoch kaum gewürdigt wird. Im folgenden Jahr heiratet sie den deutlich älteren Kunsthistoriker Adriaan Pit und nimmt den Namen Carry Pit-de Haan an, veröffentlicht aber weiterhin als Carry van Bruggen. Es folgt eine produktive Zeit mit mehreren Veröffentlichungen, 1924 wird ihr Bruder Jacob Israel de Haan in Palästina ermordet. Im August 1925 reist sie mit ihrem siebzehnjährigen Sohn Kees nach Tirol, im nicht allzu weit entfernten Bayrischen besuchen ihre Tochter Mop und eine Freundin das Institut Schloss Elmau. Die Eindrücke dieser Reise finden sich in Tirol, die Impressionen erscheinen 1926. 1927 erscheint Eva, ihr bekanntester, sehr autobiografisch geprägter Roman, der deutlich durch den gewaltsamen Tod ihres Bruders beeinflusst ist. Während einer Lesung 1928 erleidet sie einen Zusammenbruch, es ist der Beginn einer vierjährigen klinischen Depression, die sie von einer Einrichtung in die nächste führt. Am 14. November 1932 nimmt sie eine Überdosis Schlaftabletten. Sie verstirbt am 16. November 1932, ohne ihr Bewusstsein wiedererlangt zu haben.