Einer fünfköpfigen Freundesgruppe kommt nach vielen Jahren wieder zusammen, um auf der Westmännerinsel an der Beerdigung einer ehemaligen Studienkollegin teilzunehmen. Während ihres Aufenthalts im Haus der Verstorbenen machen jedoch sie einen grausamen Fund, der sie mit einem düsteren Ereignis aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit konfrontiert und die Frage aufwirft, was damals bei einer Studentenparty wirklich geschehen ist. Als eine weitere Leiche am Strand gefunden wird, eskaliert die Situation und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...Yrsa Sigurdardóttir entführt mit ihrem neuen Roman wieder in eine spannende und atmosphärische Geschichte, die sich um Geheimnisse, Schuld und lange verborgene Gefühle dreht. Die Autorin nutzt die eisige Kulisse Islands nicht nur als Hintergrund, dieser trägt vielmehr zur beklemmenden Stimmung bei. Die Handlung verläuft auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart ist die Dynamik zwischen den Freunden beschrieben. Ihre Versuche, mit den schrecklichen Entdeckungen umzugehen, stellt ihren Zusammenhalt auf eine harte Probe, weckt immer mehr Misstrauen und beleuchtet dabei das Verhältnis zueinander. Parallel dazu kommt Idunn, eine Rechtsmedizinerin, und ihr Team ins Spiel, die Ermittlungen in den Morden anstellen. Diese Struktur sorgt für Spannung und hält das Interesse hoch. Während immer mehr über die Charaktere bekannt wird, wird auch klarer, dass nicht alle von ihnen vertrauenswürdig sind. Der Fall entwickelt sich zu einem komplexen Puzzle aus Lügen und Geheimnissen, bis am Ende einige Fragen beantwortet werden, andere jedoch offen bleiben. Für mich persönlich ist das etwas zu offen, ich kann aber verstehen, dass die Autorin genau diesen Reiz des Unbekannten beibehalten wollte.Die Charaktere sind facettenreich gestaltet und durchlaufen interessante Entwicklungen. Dies gilt allerdings nicht für alle, einige bleiben etwas blass und eindimensional, sodass man mit ihnen nicht wirklich mitfiebern kann. Diese Unausgewogenheit verstärkt jedoch das Gefühl von Misstrauen und Spannung innerhalb der Gruppe. Der Schreibstil von Sigurdardóttir ist klar und fesselnd. Sie schafft es meisterhaft, die isländische Landschaft lebendig werden zu lassen."Rauch" ist ein packender Thriller voller unerwarteter Wendungen und psychologischer Tiefe. Yrsa Sigurdardóttir gelingt es erneut, eine spannende Geschichte zu erzählen, die sowohl unterhält, als auch zum Nachdenken anregt. Die Kombination aus mysteriösen Elementen und emotionalen Konflikten macht dieses Buch zu einem unterhaltsamen Buch, auch wenn einige Ungereimtheiten und ein etwas zu offenes Ende den Lesefluss ein wenig trüben.