Alkibiades ist gerade volljährig geworden. In wenigen Tagen will er zum ersten Mal vor der Volksversammlung auftreten. Er ist überzeugt, als Politiker dank der ihm angeborenen einzigartigen Begabung weltweit alle zu übertreffen und deshalb zunächst Athen, dann ganz Griechenland und schließlich die ganze Welt seiner Herrschaft unterwerfen zu können. Sokrates hat Alkibiades seit seiner Kindheit ständig beobachtet, bisher aber nie angesprochen. Das tut er jetzt zum ersten Mal. Im ersten Teil des sich daraufhin zwischen ihm und Alkibiades entwickelnden Gespräches bringt Sokrates Alkibiades dazu einzusehen und zuzugeben, dass er sich selbst völlig falsch eingeschätzt hat, und weckt in ihm damit die Bereitschaft, sich um sich selbst und sein Besserwerden zu bemühen. Im zweiten Teil geht es um die Frage, wie dies geschehen kann. Zunächst wird geklärt, dass das Selbst des Menschen allein seine Seele ist. Mithilfe des berühmten Vergleichs des Sich-selbst-Erkennens mit dem Sich-selbst-Sehen gibt Sokrates sodann einen Hinweis darauf, wie man zur Erkenntnis seiner selbst gelangen kann.
Der Erste Alkibiades wurde in der Antike und zunächst auch in der Neuzeit hoch geschätzt. Das änderte sich, nachdem Schleiermacher ihn 1809 heftig kritisiert und Platon abgesprochen hatte. Die von Schleiermacher ausgelöste Debatte über die Echtheit des Dialogs hält bis heute an. Legt man das methodische Gebot zugrunde, dass nicht die Echtheit, sondern die Unechtheit einer Schrift bewiesen werden muss, dann muss der Erste Alkibiades so lange als echt gelten, bis die Unechtheit nicht stichhaltig bewiesen ist. Klaus Döring zeigt, dass dies bis heute nicht gelungen ist.