Monster sind nicht bloß Fantasiegestalten. Schreckliche Echsen (aus dem Griechischen: deinoi sauroi) bevölkerten unseren Planeten, lange bevor die Spezies Mensch sich zu entwickeln begann. Was heute dank "Jurassic Park" und Dinofieber jedes Kind weiß, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts etwas, das sich erst langsam in die Köpfe von fantasiebegabten Wissenschaftlern und anderen neugierigen Menschen setzte. Die Dinosaurier-Folge aus der Reihe Abenteuer & Wissen von Maja Nielsen portraitiert die Anfänge der Paläontologie, also der Wissenschaft, die sich mit der Urzeit und ihren Bewohnern beschäftigt. Darin gibt es drei Hauptpersonen: das junge Mädchen Mary Anning, das einen erstaunlichen Fund an der englischen Küste, der heute so genannten Jurassic Coast, macht: das Gerippe eines sechs Meter langen Fischsauriers. Als Frau wird Anning dort noch weitere spektakuläre Funde machen, die sie zur Pionierin einer noch gar nicht bestehenden Wissenschaft machen sollten. Was sie für die Entdeckung der Wassersaurier war, bedeutete der Arzt Gideon Mantell für die Landechsen. In einem Steinbruch findet er 1820 einen gewaltigen Zahn, der von einem prähistorischen Tier, zwanzigmal größer als ein Krokodil, zu stammen scheint: Die erste Ahnung der Existenz von Dinosauriern keimt auf. Der karrierebewusste Anatom Richard Owen ordnet und systematisiert 1841 schließlich das Wissen über diese alten Reptilien und nennt sie als erster "Schreckliche Echsen" oder Dinosaurier, wofür ihm aller Dank der etablierten wissenschaftlichen Gesellschaften zuteil wird. Anning und Mantell, die eigentlichen Finder und Entdecker, wurden kaum beachtet. Frauen und Hobbygeologen hatten keinen Zutritt zu den erlauchten wissenschaftlichen Kreisen. Nielsens einfühlsames und detailfreudiges Feature stellt also eine Art Rehabilitation der zu Lebzeiten vernachlässigten Gründerfiguren dar. Und noch etwas: Der zeitliche Schwenk ins 21. Jahrhundert zu Dr. Eberhard Frey, den alle nur "Dino" nennen, zeigt, wie es weiterging mit der Erforschung der gewaltigen Tiere. In aller Welt wurden mächtige Gerippe gefunden und versorgten die Wissenschaftler, die bereit waren, ein Detektivspiel zu treiben, mit sehr genauen Informationen über ihr Jagdverhalten und ihre Fortpflanzung. Doch auch hier wird - wie überall - manchmal ein falsches Spiel gespielt. Fälschungen sind im Umlauf, gegen die es nur einen Trick gibt: eine heiße Nadel hinein stechen. Warum? Hört es Euch an!
Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)