Erzählt wird die Geschichte eines Arztes, der den Gefreiten Adolf Hitler am Ende des 1. Weltkriegs behandelt. Der Gefreite gibt vor, durch eine Gelbkreuzgranate der Engländer verletzt worden zu sein, und hat Angst, blind zu werden. Der Arzt erkennt Symptome einer Hysterie. Und heilt ihn, was er später bereut. Denn der Arzt ist Jude und muss den Aufstieg Hitlers mit erleben, der ihn schließlich ins Exil zwingt. Dort wird der Arzt zu einem politisch denkenden und engagierten Menschen. "Der Arzt spielt Schicksal an einem, der später mit ihm Schicksal spielen wird". Das schrieb Marcel Reich-Ranicki, der den "Augenzeugen" von Ernst Weiß über alles lobte und in seiner "Bibliothek des 20. Jahrhunderts" zusammen mit Walter Jens neu herausgab. In der Einleitung schrieb der Frankfurter Literaturkritiker:" Mich faszinierte der Roman. Er faszinierte mich in jeglicher Hinsicht. Seine Sprache war spröde, aber konnte auch unversehens aufbrechen und grelle Farben hergeben, unter dem Druck von heftigen Gefühlen und unbezwingbaren Leidenschaften des im Roman geschilderten Personals". Ernst Weiß konnte für seinen Roman auf die Krankenakte von Edmund Forster zurückgreifen, der Hitler in Pasewalk auf psychosomatische Hysterie behandelt hatte. Forster schmuggelte sie im Sommer 1933 aus Deutschland und vertraute sie Ernst Weiß in Paris an. Die Krankenakte ist leider verschwunden. Die einzigen, indirekten Spuren finden sich in diesem fiktionalen Werk. Ernst Weiß ist 1882 in Brünn in Mähren geboren. Er studierte Medizin in Prag und Wien. Er war Schiffsarzt und reiste bis nach Indien, China und Japan. Er ging 1913 nach Berlin, lernte dort Franz Kafka kennen und war an der Aussprache beteiligt, die zur Auflösung von Kafkas Verlobung mit Felice Bauer führte. Er schrieb seit 1913 viele Dramen und Romane, vor allem Ärzteromane. Und er diente als Arzt an der Ostfront. Er ging 1933 ins Exil nach Paris, wo er 1940, am Tag des Einmarsches der Wehrmacht, Selbstmord verübte.