Inhalt siehe Klappentext.
Mir war das Titelbild von Roberta Recchias Endlich das ganze Leben schon mehrmals aufgefallen, ich bin lange drum herum geschlichen, bis ich mir schließlich das Hörbuch zugelegt habe. Gesprochen wird das italienische Familiendrama von Tanja Fornaro; ich höre ihre Stimme unheimlich gerne, dennoch empfehle ich, die 12:55 Stunden in 1,25-facher Geschwindigkeit abzuspielen.
Anfangs gibt es ziemlich detaillierte Abschnitte, dann wieder lange Zeitspannen nur grob zusammengefasst. Begonnen wird in den 1980er Jahren, die Zeit davor, hier möchte ich nicht spoilern, dann gibt es Rückblicke in Marisas und Stelvios bisheriges Leben, wie alles begann. Danach kommen zwar auch die Empfindungen von Marisa und der übrigen Familie Ansaldo zur Sprache, ein großer Teil betrifft jedoch ihre Nichte Miriam, die an dem Abend, der alles veränderte, dabei war. Ich kann mir vorstellen, dass die ungewöhnliche Bekanntschaft mit Coralina, die Miriam anschließend macht, in den 1980ern ungern gesehen war, weil es einfach anders war, und schon gleich in Italien.
Man versucht, sich beim Hören, in die Eltern reinzuversetzen, die von nichts wissen und völlig überrumpelt wurden; andererseits auch in die Cousine Miriam, die dabei war und nun damit leben muss, was sie gesehen, aber nichts gesagt hat, sondern lieber alles verdrängt. Ein schwieriger, verstörender Part für einen Teenager, der damit sein unbefangenes Leben verliert (da helfen auch die Privilegien nicht). Miriam sucht falsche Hilfe an falscher Stelle, lernt dann Menschen kennen, die ihre eigenen Probleme haben, trotzdem könnte man von Verbundenheit sprechen. Es ist erschreckend, diese Familienträgodie anzuhören, so traurig, wie wenig Betta und auch Miriam ihren Familien vertrauten, sondern einfach versuchten, ihr eigenes Leben zu leben - ohne Rücksicht auf die Eltern. Miriam flüchtet sich in Drogen. Glück im Unglück bringt ihr Leo, der auf eigene Faust die damaligen Täter sucht und das Verfahren neu aufrollen lässt. Das nützt zwar Betta nichts mehr, aber Gerechtigkeit muss sein. Machtmissbrauch der falschen Personen darf nicht ungestraft bleiben. Die Liebe der Eltern hat einmal nicht gereicht, vielleicht klappt es in einem neuen Versuch? Ein Unglück reißt zwei Familien auseinander, aber bringt auch Menschen zusammen, eine neue Familie entsteht. Sehr emotionale Hörstunden, für die man starke Nerven braucht, und von mir 4 Sternen bekommen.