Inhalt:
Die Schriftstellerin Ariadne Oliver hat sich bereit erklärt, anlässlich eine Gartenfestes auf Nesse House ein Mörderspiel zu organisieren.
Zwar entsteht aufgrund ihrer blühenden Fantasie rasch ein verzweigtes und undurchsichtiges Gebilde mit Täter, Motiv und Schauplatz des Verbrechens, dennoch wendet sie sich hilfesuchend an Hercule Poirot.
Wie sehr von Nutzen die Anwesenheit eines brillanten Kopfes ist, zeigt sich schon bald, denn aus dem harmlosen Rollenspiel wird plötzlich tödlicher Ernst, als die kleine Marlene, die das Opfer spielen soll, tatsächlich ermordet aufgefunden wird.
Welche tragischen Ereignisse und Familiengeheimnisse verbergen sich dahinter?
Mein Eindruck:
Dies ist der dreißigste Fall für Hercule Poirot.
Dank des Vorwort (verfasst anlässlich der britischen Neuausgabe im Jahr 2014) erfährt man, dass Agatha Christie ein reales Anwesen als Vorlage für ihr mörderisches Rollenspiel gewählt hat. Das Haus, in dem der Roman spielt, ist nämlich Christies eigenes in Devon: Greenway House in Greenway Estate. Fans der Hercule Poirot Serie mit David Suchet in der Hauptrolle konnten es darin bereits bewundern.
Die Kulisse wird derart detailliert beschrieben, dass man sie tatsächlich vor Augen hat.
Der Originaltitel Dead Mans Folly gibt übrigens einen zusätzlichen Fingerzeig, worauf zu achten ist. Bei Agatha Christie Krimis lohnt sich immer ein Blick auf die Original- bzw. Alternativtitel.
Wie bei den meisten Agatha Christie Krimis tappt man auch in diesem Mordfall als Leser lange Zeit, vielleicht sogar bis zum Schluss im Dunkeln:
zahlreiche Verdächtige und falsche Fährten, die zu Spekulationen anregen, und am Ende wird die unerwartete Auflösung präsentiert.
Der Fokus aber liegt wie so oft auf den detailliert entworfenen Charakteren, der Kluft zwischen der gehobenen Gesellschaft und deren Bediensteten.
Hercule Poirot besticht und überzeugt durch seine geniale Kombinationsgabe. Die (charmante) Arroganz und Ordnungsliebe sorgen auch in diesem Kriminalfall für Unterhaltung.
Ariadne Oliver bildet das perfekte Gegenstück zum peniblen Poirot: etwas unkonzentriert, chaotisch und wahnsinnig impulsiv und kreativ. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und ist ein schwieriger Charakter, eine Person, die man liebt oder hasst. In diesem Fall allerdings ist ihre Rolle unverzichtbar.
Wer englische Kriminalromane im klassischen Whodunit-Stil schätzt, wird an diesem kniffligen Fall und den abwechslungsreichen Charakteren seine Freude haben.
Fazit:
Mord mit verteilten Rollen hat alles, was man von einem Krimi erwartet:
interessante und vielseitige Charaktere, eine imposante Kulisse und ein fesselnder und unterhaltsamer Plot, spannend bis zum Finale!
Für mich einer der besten Agatha-Christie-Krimis.
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Rezensiertes Buch: Mord mit verteilten Rollen aus dem Jahr 2020 inkl. Vorwort anlässlich der britischen Neuausgabe 2014
Hinweis: Auch erschienen unter dem Titel Wiedersehen mit Mrs. Oliver