Das süße Antlitz des Todes

Außergewöhnliches Erzählformat

Zwei der besten italienischen Krimiautoren, Andrea Camilleri und Carlo Lucarelli, setzten zwei ihrer Charaktere auf einen gemeinsamen Fall an und - so schreibt es der Verleger Daniele di Gennaro in seinen Anmerkungen - entwickelten den Krimi in einem gegenseitigen Briefwechsel, immer darauf bedacht, den anderen wie bei einem Schachspiel zu überraschen und in Zugzwang zu bringen. Herausgekommen ist ein durchaus gelungener wenn auch mit knapp 100 Seiten recht kurzer Krimi, der weder an die Fälle der Montalbano-Reihe noch an die der Grazia Negro-Reihe heranreicht. Nicht nur die Briefform sondern auch die stellenweise sehr derbe Sprache und die Skrupellosigkeit der Ermittlerin und des Ermittlers, die auch noch auf eigene Faust unterwegs sind, könnten eingefleischte Fans der beiden Hauptfiguren abschrecken, wenn sie einen typischen Kriminalfall ihres Helden oder ihrer Heldin erwarten. Wer vergisst, dass er Salvo Montalbano und Grazia Negro aus anderen Krimis kennt, der wird recht bald beim Lesen eine ähnliche Freude empfinden wie die beiden Autoren sie beim Schreiben empfunden haben könnten. Und wer die Krimis mit Commissario Montalbano noch nicht kennt (sehr unwahrscheinlich) oder die Fälle um Ispettore Grazia Negro (leider schon wahrscheinlicher), der sollte Das süße Antlitz des Todes als Einstieg betrachten und die noch unbekannte Figur in einem anderen Werk besser kennenlernen. Es lohnt sich!