"Wer ist Jude?" Eine Antwort darauf kann immer nur der Versuch einer Annäherung sein. Dennoch ist es angesichts zunehmender Fremdbestimmung durch die Mehrheitsgesellschaft für Juden und Jüdinnen lebensnotwendig, selbstbestimmt zu definieren, was und wer sie sein wollen, schreibt die Autorin Gunda Trepp. Angelehnt an Tora und Talmud, sowie an Positionsbestimmungen jüdischer Philosophen, setzt sie sich mit aktuellen und für die Frage der Identität essentiellen Themen wie Konversion, Vaterjuden und Zionismus auseinander. Leidenschaftlich plädiert sie dabei für eine Neuorientierung an den revolutionären Ideen des Religionsgesetzes. Die Halacha mit ihrer monotheistischen Sozialethik hat die Juden über Jahrtausende geleitet und in die vorderste Front der Kämpfer für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit gestellt. Kann es ein radikal jüdisches Denken und Tun geben, wenn dieser Bezug dauerhaft wegbricht? Nach dem 7. Oktober 2023 stellt sich die Frage nach dem Spannungsverhältnis zwischen der jüdischen Partikularität und dem Universalismus mit neuer Dringlichkeit. Geschichte und Identität des jüdischen Volkes werden in der postkolonialen Diskussion umgeschrieben. Wie gehen Jüdinnen damit um? Ihre eigenen Erkenntnisse immer wieder hinterfragend, reflektiert die Autorin in Essays über die Macht der Definition.