Als ich den neuesten Band der bunten Penguin Edition aus dem Penguin Verlag, "Die Legende vom heiligen Trinker" von Joseph Roth, auspackte musste ich trotz des etwas helleren Grüntons irgendwie sofort an "Die grüne Fee" (oder auch Absinth genannt) denken. Nun, zu dem Zeitpunkt als Joseph Roth diese Erzählung schrieb (1939), war Absinth in den meisten europäischen Staaten verboten. Und trotzdem war der giftgrüne Drink in Kunst- und Literaturkreisen äußerst beliebt:"Ein Glas Absinth ist so poetisch wie alles in der Welt. Was ist der Unterschied zwischen einem Glas Absinth und einem Sonnenuntergang?" (Oscar Wilde)Zurück zum "heiligen Trinker". Hier erzählt Joseph Roth die Geschichte von Andreas Kartak, der unter einer der zahlreichen Brücken in Paris schläft und eines Tages von einem unbekannten Mann 200 Francs in die Hand gedrückt bekommt. Er ist fest gewillt, die 200 Francs zurückzuzahlen. Wird es ihm gelingen?Zumindest häufen sich von jetzt an die Wunder in Andreas? Leben und doch nimmt die Geschichte ihren (fast) zwangsläufig tragischen Lauf. Wie dem informativen Nachwort von Wilhelm von Sternburg (Roth-Biograf) entnommen werden kann, beruht (zumindest) der Teil mit den 200 Francs auf Tatsachen, denn Joseph Roth hat einen prominenten Freund und Unterstützer - hier soll es sich um Stephan Zweig handeln. Ob dem wirklich so ist - wir wissen es nicht. Letztlich spielt es auch keine Rolle, wer der zahlungskräftige Freund war; was hier zählt ist Freundschaft - egal in welcher Situation.Ich kann und möchte hier gar nicht noch viele Worte verlieren, außer: wer die Romane von Joseph Roth mag und eine kleine trotz aller Schwermut auch hoffnungsvolle (hoffnungsvoll im Sinne von "Wunder gibt es immer wieder - man muss nur fest genug daran glauben, dann kommen sie unerwartet und doch passend.") Erzählung, die auch nach mehrmaliger Lektüre nichts von ihrer Strahlkraft verliert, lesen will, sollte sich die "Legende vom heiligen Trinker" nicht entgehen lassen.Von mir gibt?s 5 beschwipste Rezensionssterne und eine glasklare Leseempfehlung!©kingofmusic