Eine seltsame Mischung aus Sachbuch und Abenteuerroman, die hätte gelingen können, es aber irgendwie nicht ist
Von Shackleton und seinen Arktis- und Antarktis-Expeditionen im frühen 20. Jahrhundert haben wohl die meisten zumindest schonmal am Rande etwas gehört. Hier steht nun jedoch nicht Ernest Shackleton, sondern Frank Wild im Vordergrund, der ebenfalls Polarforscher und lange Zeit an der Seite Shackletons unterwegs war.Aufgrund des Klappentextes hatte ich erwartet, hauptächlich etwas über die Endurance-Expedition zu lesen, tatsächlich dauert es jedoch bis zu deren Planung und Beginn fast bis zur Hälfte des Buches. Die Erkundungen und Expeditionen, die zuvor geschildert werden, sind natürlich nicht weniger wichtig oder interessant, waren aber eben einfach nicht das, womit ich gerechnet hatte und was ich lesen wollte.Das ist jedoch noch mein kleinstes Problem; viel eher hat mich der Schreibstil angestrengt. Es wirkt, als habe der Autor sich nicht entscheiden können, ob er lieber ein Sachbuch verfassen oder das Thema zu einem Roman verarbeiten soll, und so ist das Ergebnis irgendetwas dazwischen, aber gleichzeitig keins von beidem wirklich. Ich kritisiere nicht den Inhalt des Buches als solchen, den finde ich sehr interessant; nur an der Umsetzung ist es in meinen Augen leider komplett gescheitert. Die Dialoge wirken gestelzt und konstruiert und wie ein verzweifelter Versuch, dem Ganzen doch noch etwas mehr Romancharakter zu verleihen, was aber misslingt. Denn meistens handelt es sich bei den Dialogen bloß um einen stichomythischen Schlagabtausch in kurzen und knappen elliptischen Halbsätzen ohne jegliche Begleitelemente, sodass man nach ein paar Zeilen schon den Überblick verliert, wer da jetzt eigentlich gerade redet - geschweige denn, wie derjenige dabei empfindet. Für einen Roman fehlt also genau das, der emotionale Aspekt, der hier vollkommen außen vor gelassen wird; für ein Sachbuch aber fehlt es an Fakten und Übersichtlichkeit, zu der ich unter anderem auch Beschreibungen zu den enthaltenen Schwarzweiß-Fotos zähle (was diese abbilden, muss man aus dem Text erraten, häufig bietet dieser aber keinerlei Anhaltspunkte). Zusätzlich habe ich gerade in der ersten Hälfte des Buches häufig die Orientierung darüber verloren, auf welcher der zahlreichen Expeditionen und Ausflüge man sich gerade überhaupt befindet und wer daran beteiligt ist, weil hier häufiger mal ohne Ankündigung hin- und hergesprungen wird, sodass das Lesen auf Dauer wirklich anstrengend wird.Schade, ich musste mich stellenweise sehr zum Weiterlesen zwingen, obwohl ich das Thema sehr interessant finde und mich darauf gefreut habe, es mal aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Am Ende hat es sich leider kaum gelohnt, und wer wirklich etwas über die Arktis- / Antarktisexpeditionen erfahren möchte, greift wohl besser zu einem weniger frustrierenden Sachbuch.