"Mit 50 Euro um die Welt" von Christopher Schacht erzählt die faszinierende Geschichte eines jungen Mannes, der sich mit nur 50 Euro in der Tasche auf eine vierjährige Weltreise begibt. Auf den ersten Blick verspricht das Buch Abenteuer, kulturelle Entdeckungen und eine beeindruckende persönliche Entwicklung. Doch trotz des großen Potenzials bleibt die Erzählung in vielerlei Hinsicht enttäuschend.
Man muss anerkennen, dass Schacht bei Beginn seiner Reise erst 19 Jahre alt war, was den jugendlichen Enthusiasmus und die Naivität erklären mag, die in seinen Schilderungen oft durchscheinen. Dennoch erwartet man, dass eine so lange und intensive Reise, gespickt mit zahlreichen Begegnungen und Erlebnissen, zu einer gewissen Reife und einem tiefgründigeren Verständnis der Welt und ihrer Kulturen führt. Leider bleibt diese Entwicklung weitgehend aus. Schacht verfällt stattdessen in oberflächliche Betrachtungen und platte Küchenpsychologie, die schnell unangenehm auffallen. Besonders fragwürdig ist etwa sein Versuch, einen Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Penisgröße koreanischer Männer und der Architektur des Landes herzustellen. Solche Aussagen zeugen nicht nur von fehlender Sensibilität, sondern auch von einem beunruhigenden Mangel an Respekt gegenüber den Kulturen, die er angeblich zu entdecken sucht.
Dieser Mangel an Respekt zieht sich durch das gesamte Buch. Überheblich und herablassend beschreibt Schacht beispielsweise, wie Inder sich drängen und es nicht schaffen, in geordneten Schlangen zu stehen. Seine Bemerkung, sie könnten dies von deutschen Kindergartenkindern lernen, wirkt arrogant und zeugt von einem erschreckenden Mangel an interkulturellem Verständnis.
Auch bedient sich Schacht leider häufig stereotypischer und rassistischer Klischees. So beschreibt er beispielsweise, wie er einen Turban und eine Sonnenbrille trug, um weniger aufzufallen, und behauptet dabei, er habe ausgesehen "wie ein Taliban". An anderer Stelle nennt er indigene Völker abwertend "Wilde" eine Ausdrucksweise, die in der heutigen Zeit völlig inakzeptabel ist.
Der missionarische Ton, der durch Schachts Bekehrung zum Christentum während seiner Reise in das Buch Einzug hält, mag für manche störend wirken, für mich ist dies jedoch weniger problematisch als die Oberflächlichkeit seiner Erzählung. Obwohl der Autor im Nachwort betont, dass ihn die Begegnungen mit Menschen besonders berührt hätten, spiegelt sich dies kaum in seinem Bericht wider. Statt tiefgründiger Einblicke in die besuchten Länder und deren Bewohner*innen erhält der Leser vor allem eine Fülle an Details über organisatorische und bürokratische Hürden.
Insgesamt war "Mit 50 Euro um die Welt" eine enttäuschende Lektüre für mich. Wer auf der Suche nach einem bereichernden und respektvollen Reisebericht ist, wird hier leider nicht fündig. Es gibt zahlreiche bessere Bücher, die dem Genre weitaus mehr gerecht werden.