George Saunders präsentiert in seinem Buch "Bei Regen in einem Teich schwimmen" 7 Kurzgeschichten 4 russischer Meister, begleitet den Leser bei der Lektüre, um ihn in eine vielleicht bisher unbekannte Welt des Lesens zu entführen. Mit Charme und Witz, Ernst und literaturerzieherischem Feingefühl öffnet Saunders durch seine Analyse der 7 Kurzgeschichten Türen zu ungeahnten Höhen und Tiefen, und vermittelt notwendiges Basiswissen zum Handwerk des Schreibens. Somit ermöglicht er eine neue, achtsamere und aufmerksamere Art des Lesens, die sich unvermittelt und geradewegs in den Lesenden einnistet und stellt ein Basiswissen zur Verfügung, welches bei der Auswertung der Lektüre hilfreich zur Seite steht. Die in diesem Buch ausgewählten unten aufgelisteten Erzählungen stammen aus einer unglaublichen, 70 Jahre andauernden, künstlerischen Renaissance in Russland und sind, jede auf ihre Weise, Meisterstücke der Literatur, einzigartig in Komposition & Handlung und perfekt in der Ausarbeitung.Anton Tschechow - Auf dem WagenIwan Turgenjew - Die SängerAnton Tschechow - HerzchenLeo Tolstoi - Herr und KnechtNikolai Gogol - Die NaseAnton Tschechow - Die StachelbeerenLeo Tolstoi - Aljoscha der TopfMeine persönlichen Leseeindrücke "Bei Regen in einem Teich schwimmen" ist ein äußerst gelungenes Buch über das Lesen und Schreiben, das mir anhand von 7 Kurzgeschichten erklärt, wie das Schreiben funktioniert und wie ich - die Leserin - , bewusst oder unbewusst, auf das Gelesene reagiere. Die Faszination liegt dabei darin, dass George Saunders in erstaunlich geistreicher, intelligenter und z. T. zutiefst bewegender Analyse jede einzelne Geschichte so auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, dass ich nicht nur viel achtsamer und aufmerksamer lese, sondern mir auch endlich jenes Grundwissen aneignen konnte, um auszudrücken, wenn mir etwas nicht gefallen hat. Weil, wenn es mir gefällt, es für mich so unendlich einfach ist meine Begeisterung zu vermitteln, jedoch bei Kritik mir oft die Argumente fehlten, um meiner wenigen Begeisterung die richtigen Worte zu geben. Oft spürte ich, dass etwas nicht stimmte, konnte das Gefühl aber nicht fassen. Dafür, dass er mir etwas von der Kunst des Lesens gezeigt hat und ich beginnen kann zu verstehen, im Guten wie im Schlechten, bin ich George Saunders unendlich dankbarIch habe alle sieben Kurzgeschichten gemocht und von allen gelernt, nicht nur das Lesen, sondern was Literatur leistet: sie sorgt dafür, das sich mein Geist zunehmend verändert.Da "Bei Regen in einem Teich schwimmen" in vielen Aspekten ein ganz außergewöhnliches Buch darstellt, habe ich mich entschlossen, meine Buchbesprechung an dieses Außergewöhnliche anzupassen und nachstehend einige Aussagen aufgelistet, die ich auf mein LiteraturleiterwägelchenWMUA - Was mir unweigerlich auffielgepackt habe.Stellen wir uns Struktur als eine Art Zuruf- und- Antwort zu. Wenn Sie wissen, wo die Erzählung hingeht, brüten Sie nicht darauf herum, schicken Sie die Erzählung dorthin, sofort.Wenn eine Figur ständig dasselbe tut oder sagt oder dieselbe Handlung einnimmt, empfinden wir das als statisch, als Wiederholung eines Spielzuges - also als eine verpasste Chance der Weiterentwicklung.Beim Lesen fallen auf: der Plot (an der Oberfläche), sprachliche Aspekte (subtiler), Strukturelles, Farbmuster, Rückblenden oder Vorausblenden, Perspektivwechsel.Zu ausführliches und nacheinander Erzählendes bzw. Beschreiben hat seinen Preis: unsere Leseenergie sinkt.Von der Kunst wollen wir diesen Augenblick: wenn wir etwas "wissen" (es fühlen), es aber nicht formulieren können, weil es zu komplex und vielschichtig ist.Die Aufgabe des Autors ist es, Tankstellen so auf dem Parcours zu platzieren, dass die Leser weiterlesen und es bis zum Ende der Erzählung schaffen. (z. B. ein Witz, Ausbruch von Ehrlichkeit, starke Sprache, Humor, eine saftige Beschreibung eines kleinen Stückchens Welt, eine Dialogpassage, etc.)Eine Erzählung braucht nicht viel außer ein eine Reihe von Dingen, die aufeinanderfolgend geschehen, in denen wir ein Muster der Kausalität erkennen können. Jede Erzählung, die moralische Schwächen aufweist (die also sexistisch, rassistisch, homophob, pedantisch, aneignen, etc.) wird sich, wenn wir ausreichend analytisch herumschnüffeln, als handwerklich fehlerhaft herausstellen, und wenn diese Fehler behoben werden, wird sie auch (immer) eine bessere Erzählung.Der Unterschied zwischen einem großen und einem guten Schriftsteller (oder einem guten und einem schlechten) liegt in der Qualität der Momententscheidungen, die er beim Arbeiten trifft.Darauf lässt sich das Schreiben wirklich herunterbrechen. Wir lesen eine Zeile, reagieren auf sie, vertrauen dieser Reaktion (akzeptieren sie) und antworten sofort und intuitiv darauf."Wenn man die Leute langweilen will", sagte Tschechow, "liegt das Geheimnis darin, ihnen alles zu erzählen."Schriftsteller und Leser sollen eine Verbindung eingehen. Das ist die Essenz dieser beiden Tätigkeiten: zu überprüfen, ob es eine Verbindung gib und wo und warum.Wir sollten weder überschätzen, noch über Gebühr glorifizieren, was Literatur leistet. Insbesondere sollten wir uns ganz besonders davor hüten, ganz bestimmte Dinge von ihr zu verlangen.FazitIn "Bei Regen in einem Teich schwimmen" präsentiert George Saunders anhand sieben Kurzgeschichten wie man von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen kann. Das tiefgründige Verständnis für Literatur, das George Saunders in seinem Buch vermittelt, ist von großem Wert für alle, die, wie ich, Literatur lieben.Wir haben den Zustand unseres Geistes vor der Lektüre mit dem nach der Lektüre verglichen. Und hier genau liegt, was Literatur leistet: Sie sorgt dafür, das sich ein Geist zunehmend verändert.