Yvonne Wundersee entführt den Leser in "Das Lied der stummen Banshee" in ein Irland voller Magie, Aberglaube und tief verwurzelter Konflikte. Dabei verbindet sie geschickt die irische Mythologie mit einem historischen Hintergrund, der von den Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten geprägt ist. Aber um was geht es denn jetzt genau?! Irland, 1895: Aydeen begleitet als Banshee mit ihrem Lied die Verstorbenen der O?Brains durch die Unterwelt ins Jenseits. Sie würde alles dafür geben, die Seelen dieser Familie in Sicherheit zu wissen. Doch als sie sich plötzlich in einer kalten Winternacht in einem menschlichen Körper wiederfindet, ohne ihre Stimme und inmitten eines Steinkreises, gibt es für sie nur ein Ziel: Keelan und Collin - denn sie sind ihr Zuhause. Keelan ist davon überzeugt, dass nur die Banshee Schuld am Tod seiner Frau trägt. Auf keinen Fall will er diesem Monster auch seinen schwer kranken Sohn Collin überlassen. Keine Banshee, kein Tod - dessen ist er sich sicher. Deshalb soll der Druide Dough sie vernichten. Doch der Zauber, den dieser mithilfe seines magischen Amulettes wirkt, zeigt nicht das ersehnte Ergebnis...Der Schreibstil ist angenehm flüssig, sodass sich die Geschichte ziemlich mühelos lesen lässt. Besonders gefallen hat mir hierbei die Perspektivvielfalt: Die wechselnden Erzählungen aus Sicht verschiedener Charaktere bringen nämlich immer wieder Abwechslung in die Handlung. Die Charaktere selbst sind grundsätzlich gut ausgearbeitet, auch wenn sie stellenweise noch etwas mehr Tiefe vertragen könnten. Manche ihrer Entscheidungen wirken zuweilen irgendwie naiv, was meines Empfindens nach die Glaubwürdigkeit etwas schmälert. Dennoch bleiben sie in ihrem Handeln weitestgehend nachvollziehbar. Besonders Collin und Aydeen waren hier für mich persönlich die positiven Anker der Geschichte. Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist zudem die Einbindung der irischen Mythologie. Die Figur der Banshee - eine Todesbotin aus alten Legenden - wird nicht nur als mystische Erscheinung, sondern als greifbare, mitfühlende Figur dargestellt. Für mich verleiht das der Erzählung eine komplett andere Form und wirft auf den alten Mythos ein ganz neues Licht. Aber auch hier wird deutlich aufgezeigt, dass sehr viel Dunkelheit in jedem Menschen selbst innewohnen kann... Somit eine relativ interessante Geschichte, gepaart mit einem originellen Setting, irischer Mythologie, keltischen Legenden und einer guten Grundidee."Wenngleich dich die Welt mit ihrer Härte zu erdrücken scheint, suche nach dem Sonnenstrahl, der dir Wärme spendet."