Die Biografie von Lisa Marie Presley - der Tochter einer der größten Stimmen der Menschheit, Elvis Presley - zeigt die ganze Tragik eines viel zu kurzen Lebens. Ihr Absturz beginnt schon im zarten Alter von 9 Jahren, als sie eines Morgens erwacht und ihren Vater bewusstlos, umringt von Sanitätern vorfindet. Es ist sein Todestag und ihr erstes großes Trauma. Denn obwohl sie schon mehrfach um sein Leben fürchtete und ihn auf Grund seines Medikamentenmissbrauchs bewusstlos vorfand, ist ihre größte Angst nun zur Realität geworden. Ihr Rückzugsort und ihr Lebensmittelpunkt ist weggebrochen und sie hat nur noch ihre Mutter - Priscilla Presley. Eine Mutter, mit der sie nicht klar kommt, von der sie sich nicht gewollt und nicht verstanden fühlt, deren Langzeitlover sie missbraucht und die sie schließlich von Internaten und Scientology erziehen lässt, weil sie sie nicht bändigen kann.Rebellion und Drogen prägen ihre Jugend, bis sie Danny Keough, den Vater ihrer ersten beiden Kinder, in der Sekte kennenlernt. Die Liebesbeziehung ist nicht von Dauer, doch er wird sie die nächsten 40 Jahre - bis zum Schluss - als eine der wenigen Konstanten durch ihr Leben begleiten. Eines der neun Kapitel ist ihrer Beziehung mit Michael Jackson gewidmet. Nicolas Cage und Michael Lockwood - Ehemänner Nr. 3 und 4 - werden nur am Rande und auch nur von ihrer Tochter erwähnt. Riley Keough musste das Buch ihrer Mutter beenden, denn der Tod kam, bevor Lisa es selbst zu Ende bringen konnte.Hier muss ich sagen, gibt es einen krassen Qualitätsunterschied in den Schreibstilen. Lisa nahm Tonbandaufnahmen als Grundlage für ihr Buch auf und ihre Textteile klingen, als hätte man diese Bänder einfach abgetippt, ohne runde Sätze daraus zu bilden. Es gibt auch eine ganze Menge Wiederholungen, die hätten gerade gebogen werden können. Das fand ich zu Beginn etwas störend. Im zweiten Teil hat Riley den überwiegenden Erzählstrang inne und dieser Teil wirkt sehr viel ausgeformter und durchdachter. Nachdem ich fertig war mit lesen dachte ich mir allerdings, vielleicht gibt die Rohheit von Lisas Textpassagen auch einfach eine gewisse Authentizität ihrer selbst wider.Herzzerreißend sind die Kapitel über ihre erneute Drogensucht nach der Geburt ihrer Zwillingsmädchen und das Kapitel über ihren Sohn Ben.Lisa hatte kaum eine Chance auf ein mental gesundes Leben, das gleiche Schicksal ereilte ihren Sohn. Und es ist nahezu ein Wunder, dass Tochter Riley ein stabiles Leben zu führen scheint, bei all dem Leid, das sie mit Sucht und Tod von Mutter und Bruder erleben musste. Bei ihren Schwestern bin ich mir da nicht so sicher.Sehr berührt hat mich, dass Riley ihre Mutter trotz aller Unzulänglichkeiten als Löwenmama, Naturgewalt und Gottgleich in ihrer Präsenz darstellt. Man fühlt die Liebe, die Trauer, die Ehrfurcht und tiefe Verbundenheit.Es ist trotz der sprachlichen Schwächen zu Beginn ein starkes Buch über eine spirituelle, starke und zugleich gebrochene Frau, der man einfach mehr Glück in ihrem Leben gewünscht hätte, deren Herkunft Segen und zugleich Fluch war, da sie nie aus der Rolle der "Tochter von" herausgelassen wurde.Für jeden Fan von Papa Elvis ein muss, aber auch um Lisa-Marie selbst willen ein bewegendes Buch, das viele Emotionen in mir ausgelöst hat und mir einen komplett neuen Zugang zu ihr und ihrer Musik erschlossen hat.