Ein längst überfälliges Buch, das einen erfrischend ganzheitlichen Blick auf den Menschen wirft. Heilsame Worte aus dem Mund eines Schulmediziners und Sportwissenschaftlers. Ein Buch, das ich mir schon längst gewünscht hätte und ein Blick auf den Menschen, der unbedingt in unsere sonst so weit entwickelte westliche Medizin gehört. Ein Buch, das wissenschaftlich belegt, was ich als Physiotherapeutin seit Jahren empirisch anwende und auch wenn die Techniken nicht ganz dieselben sind, erlebe ich ähnliche Ergebnisse. Sobald ein Mensch, ob Arzt oder Physio, einem Patienten mit Empathie, Zeit und Achtsamkeit begegnet und dann noch einen ganzheitlichen Blick auf den Körper hat, können Veränderungen geschehen. Wir geben einen Anstoß und den Rest erledigt der Körper des Patienten selbst, Selbstheilungskräfte sind das Schlüsselwort. Größere Schäden lassen sich natürlich nicht wegzaubern, wohl aber resultierende Schmerzen aus Fehlhaltungen etc. Ein Buch auch, das an die Selbstverantwortung des Patienten appelliert ohne die nützt alle Behandlung nichts. Sich auf Körperwahrnehmung einlassen, verschobene Körperschemata registrieren und neue Trampelpfade bahnen und immer wieder wiederholen, bis sie die neue Autobahn werden - das kann nur der Mensch selbst erledigen. Wieder in eine natürliche aufrechte Haltung kommen und spielerische Bewegungen und Bewegungsübergänge neu entdecken ist etwas Essenzielles für unsere Gesundheit. Dazu gäbe es tolle Grafiken, die eine aufrechte Haltung veranschaulichen. Übrigens gibt es dazu auch aus dem neurologisch-therapeutischen Kontext einen Begriff, den Berta Bobath schon in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts geprägt hat: das Alignement.
Ich persönlich finde, wir sollten den Menschen auf keinen Fall ihr Engagement für Fitness ausreden. Wir sollten ihnen aber tatsächlich mit auf den Weg geben, ihre eigene Körperwahrnehmung im Alltag zu stärken, dann kann ihr Sport auch eine gesundheitsfördernde Wirkung haben, man denke nur an den Abbau von Cortisol oder den Ausgleich einseitiger Haltungen.
Alles in allem kann ich das Buch empfehlen und hoffe, die Faszien-Orthopädie kann sich im schulmedizinischen Bereich etablieren.