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Nicht mein Leben

Erzählung

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Adolf Muschgs persönlichstes Buch

Voller Trauer und Schönheit - "Nicht mein Leben" ist eine dichte, bewegende Erzählung über Wahrheit und Lüge im Leben und Lieben des August Mormann, das vielleicht persönlichste Buch des Büchner-Preisträgers Adolf Muschg.

August Mormann, achtzigjähriger, zunehmend fragiler ehemaliger Schweizer Gymnasialprofessor für Alte Sprachen und Autor leidenschaftlicher Essays über Europa, sucht sich eine Grabstätte auf einem Zürcher Friedhof. Seine viel jüngere, aus Japan stammende dritte Ehefrau Akiko Kanda möchte einmal mit ihm in seinem Grab liegen. Ein anrührender Liebesbeweis in einer komplizierten Ehe. Das und die Entdeckung, dass sein Grab-Nachbar sein ehemaliger Mitschüler Robin ist, der ihm, dem verwaisten und von seinen Halbgeschwistern allein gelassenen Jungen, einst sein geistiges Überleben ermöglicht hat, bringt Mormann dazu, sein Leben und dessen Spielregeln zu überdenken. Als er von einer nicht nur wegen des Überfalls Russlands auf die Ukraine überschatteten Europa-Konferenz in Triest nach Hause kommt, ist seine Frau verschwunden.

  • "Adolf Muschg zählt zu den profiliertesten Autoren der Schweizer Gegenwartsliteratur." Manfred Papst, NZZ am Sonntag
  • Voller Trauer und Schönheit
  • Das neue Buch des Büchner-Preisträgers
  • "Schweizer Homme de Lettres und europäischer Intellektueller" Sandra Kegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung
  • "Vordenker des Andersseins" Joseph Hanimann, Süddeutsche Zeitung

Produktdetails

Erscheinungsdatum
13. März 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
174
Autor/Autorin
Adolf Muschg
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
264 g
Größe (L/B/H)
211/127/20 mm
ISBN
9783406829673

Portrait

Adolf Muschg

Adolf Muschg war Professor für deutsche Sprache und Literatur an der ETH in Zürich und Präsident der Akademie der Künste Berlin. Sein umfangreiches schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Hermann-Hesse-Preis, der Georg-Büchner-Preis, der Grimmelshausen- Preis und zuletzt der "Grand Prix de Littérature" der Schweiz.

Pressestimmen

In seinem vielschichtigen und tiefsinnigen Buch entwickelt Adolf Muschg viel Poesie. Er erweist sich als Autor, der uns Leserinnen und Lesern noch immer viel zu sagen hat.
SRF Tagesschau, Felix Münger

In Nicht mein Leben` greift Adolf Muschg nochmals große Themen seines Schriftstellerlebens auf: Europa und die Politik der Schweiz. Er variiert seine Stoffe höchst eigenwillig und bewegend.
Neue Luzerner Zeitung, Julian Schütt

" Rigoroser denn je betreibt er die Suche nach der eigenen Person.
Neue Zürcher Zeitung, Roman Bucheli

Nie hat Adolf Muschg unverstellter autobiografisch geschrieben als in dieser innigen, gelassenen und gedankensprühenden Erzählung.
NZZ am Sonntag

Der Schweizer Schriftsteller schickt sein Alter Ego zur Selbstbetrachtung. "
Basler Zeitung, Martin Ebel

Ein literarisches Vermächtnis
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Pia Reinacher

Adolf Muschg fasst ein weiteres Mal die großen Fragen der menschlichen Existenz ins Auge.
Ö1 Ex libris, Julia Zarbach

Besprechung vom 15.02.2025

Protokoll einer Befreiung
Vom herausragenden Intellektuellen der Schweiz: Adolf Muschg liefert mit der Erzählung "Nicht mein Leben" ein nur leicht verkapptes Selbstporträt

Noch einmal taucht er ab in die Vergangenheit. Wie mit einem Scheinwerfer beleuchtet er die Höhepunkte und Klippen, Krisen und Glücksmomente seiner Biographie. Adolf Muschg, Büchnerpreisträger und Doyen der Schweizer Literatur, der als unangepasster Vordenker den intellektuellen und politischen Diskurs der Schweiz prägte, inszeniert in der Erzählung "Nicht mein Leben" das eigene Schicksal. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln, gleichzeitig ein Exorzieren der Angst vor dem Ende, indem er den eigenen Tod in einen öffentlichen Hallraum projiziert. Die Geschichte des August Mormann, eines achtzigjährigen Gymnasiallehrers für Alte Sprachen und Autors leidenschaftlicher Essays über Europa, ist zwar in manchen Versatzstücken Muschgs eigene, es ist aber auch eine arrangierte. Kein Zufall, dass der Name des Protagonisten mit A. M. dieselben Initialen hat wie jener des Autors.

Der heute neunzigjährige Muschg war zu Beginn seiner Laufbahn ebenfalls Gymnasiallehrer. Wie sein Held ist er mit einer Japanerin verheiratet. Aber Muschg wäre nicht der gewiefte Literaturwissenschaftler, wenn er sein Leben nicht mäandrierend verfremden würde, um herauszufinden, wie er zu dem wurde, der er ist. Mal erzählt er aus der Ich-Perspektive, mal wechselt er blitzschnell in jene des Er-Erzählers, der auf einen fremden Helden blickt. Trotz aller leicht erkennbaren Eckdaten ist es ein artifizielles Spiel, um die Regeln des eigenen Lebens zu überdenken.

Diese Doppel-Konstellation annonciert programmatisch paradox schon der Titel. "Nicht mein Leben" setzt ein mit der Suche nach einem Grab und endet mit dem imaginierten Tod des Helden auf einem Gartenstuhl am See. Die Pfeife ist Mormann entfallen, eine Hand hält noch das Opernglas, als ob er dem Tod schon von Weitem hätte entgegenblicken wollen. Ein hyperrealistisches Traumbild. Die Landschaft vor ihm verwandelt sich in das Bild eines flachen Strandes, aus der Düne ragt die krumm gewordene Föhre auf, die Mormann zum Richtfest seines Hauses eigenhändig gepflanzt hatte. Der Mond steigt auf. Am Ende versinkt auch der Stuhl im Nichts. "Niemand vermisste den Mann", so der letzte Satz der Erzählung.

"Darf ich mit dir in ein Grab? fragte Aki" - der erste Satz der Geschichte bildet das Gegenstück. Wie um den Abstieg ins Unbewusste, ins Traumland, ins verschattete Jenseits zu illustrieren, setzt die Erzählung mit einem mitternächtlichen Ausflug des Paares ein. Mit Stirnleuchten und Stöcken steigen sie den steilen Weg zum nahen Wald auf. Aki buchstabiert die Figuren der Sternbilder anhand einer App ihres Handys aus. Es herrscht tiefes Schweigen. Am Waldrand sagt Aki, was sie oft zu Mormann sagt: "shinanai" - "noch nicht sterben". Plötzlich meinen sie, im dunklen Wald in eine Falle geraten zu sein, jemanden zu hören, der sie in der Finsternis verfolgt. Sie kehren brüsk zurück. Eine Schimäre.

In den folgenden Tagen werden die beiden auf dem Zürcher Friedhof Enzenbühl ein Familiengrab mieten. Mormann hat sich für diesen Ort entschieden, weil die frühen Spaziergänge in die Stadt an der Hand der Mutter jeweils mitten hindurchgeführt hatten. Seine künftige Ruhestätte liegt unter jener von Weggefährten wie Ernst Zahn, Urs Widmer, Bruno Ganz, seinem ehemaligen Psychoanalytiker Paul Parin und vor allem in unmittelbarer Nähe zu Robin P. Marcus, einem Schulfreund aus der Zeit im evangelischen Internat von Schiers. Mormann verdankt Robin seine Erlösung: Der Halbjude spielte als Jugendlicher wider alle Zwänge den Leon in Grillparzers "Weh dem, der lügt". Das wird für ihn zum Vorbild der Selbstbefreiung von den Lügen des eigenen Milieus.

"Nicht mein Leben" steckt voller literarischer und politischer Anspielungen. Auf einem Europa-Symposium in Triest, das mit dem Auftakt des Ukrainekrieges zusammenfällt, soll er eine Rede halten zum Thema "Europa wohin". Dieses Treffen von Intellektuellen artet am Vorabend des Bruderkriegs in ein turbulentes Stimmengewirr aus, ergebnislos. Und Bruderkrieg herrschte auch in Murmanns Familie.

Diese Passagen der Erzählung gehören zu den eindrücklichsten. Denn alles hätte für Muschg auch ganz anders werden können. Er erzählt, wie sein Vater, ein Primarlehrer, starb, als er erst dreizehn war. Wie seine mittellos gewordene Mutter, die zweite Frau des Vaters, für Jahre in die Nervenklinik kam. Wie die beiden um vieles älteren Halbgeschwister ihn ins Waisenhaus stecken und zu einer Schneiderlehre zwingen wollten. Wie er sein ganzes Glück dem Eingreifen eines prominenten Nachbarn, Professor und Mitglied des ETH-Hochschulrates, verdankte, der dem Vater auf dem Totenbett versprochen hatte, für den künftigen Waisen zu sorgen.

Adolf Muschg wäre nicht zum herausragenden Intellektuellen der Schweiz geworden, wenn er nicht ungewöhnliche Eigenschaften hätte. Eine ist jene der Fähigkeit zu Verständigung und Versöhnung auch mit politisch Andersdenkenden, jenseits erstarrter Links-rechts-Muster. Als Linksintellektueller stritt er mehrfach öffentlich mit dem ehemaligen SVP-Bundesrat Christoph Blocher, dem Parteichef der Bauernpartei und milliardenschweren Schweizer Unternehmer. Wie souverän Muschg mit seinen Gegnern, die niemals seine Feinde waren, verhandelte, demonstriert er noch einmal, indem er Blocher - wer hätte das gedacht? - zum Schluss einen souveränen Auftritt gewährt: Mormann trifft ihn als Mäzen wieder. Einem befreundeten Regisseur hatte "der Bauer" zur Inszenierung des "Cyrano" geraten, da dies eine tolle Geschichte sei, und sie finanziert. Schließlich besucht Mormann den "Bauern" im Kloster Rheinau, das dieser aufgekauft, renoviert und als renommiertes Musikzentrum installiert hat. Adolf Muschg liefert mit "Nicht mein Leben" nicht nur eine spielerische mehrdeutige Version des eigenen Lebens. Er zieht auch eine Lebensbilanz und offeriert ein literarisches Vermächtnis, das ohne Zweifel in einem nächsten Buch noch Fortsetzung finden wird. PIA REINACHER

Adolf Muschg: "Nicht mein Leben". Erzählung.

Verlag C. H. Beck,

München 2025.

176 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von MsWatson am 30.01.2025

Ein Buch, wie eine heiße Tasse Tee an Herbsttagen.

In Adolf Muschgs Roman geht es um August Mormann, einem achtzigjährigen, zunehmend fragilen ehemaligen Schweizer Gymnasialprofessor für Alte Sprachen und Autor leidenschaftlicher Essays über Europa, der sich eine Grabstätte auf einem Zürcher Friedhof sucht. Seine viel jüngere, aus Japan stammende dritte Ehefrau Akiko Kanda möchte einmal mit ihm in seinem Grab liegen. Ein anrührender Liebesbeweis in einer komplizierten Ehe. Das und die Entdeckung, dass sein Grab-Nachbar sein ehemaliger Mitschüler Robin ist, der ihm, dem verwaisten und von seinen Halbgeschwistern allein gelassenen Jungen, einst sein geistiges Überleben ermöglicht hat, bringt Mormann dazu, sein Leben und dessen Spielregeln zu überdenken. Als er von einer nicht nur wegen des Überfalls Russlands auf die Ukraine überschatteten Europa-Konferenz in Triest nach Hause kommt, ist seine Frau verschwunden. Der Roman besticht durch Muschgs wirklich außerordentlich ausgefeilte Sprache, die von philosophischen Exkursen und literarischen Anspielungen durchzogen ist. Sein Erzählen ist reich, ohne überladen zu wirken, und verleiht den Gedanken des Protagonisten eine greifbare Tiefe. Gleichzeitig erlaubt Muschg sich kleine humorvolle Seitenhiebe und kritische Blicke auf westliche und östliche Lebensweisen, die den Text auflockern und zugleich bereichern. Nicht mein Leben beschäftigt sich unter anderem mit einigen der zentralen Fragen des Daseins: Was macht ein gelebtes Leben aus? Ist es die Summe unserer Entscheidungen oder die Akzeptanz des Unvermeidlichen? Besonders eindrucksvoll ist, wie Muschg das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Determinismus auslotet, ohne klare Antworten zu liefern. Zudem bietet der Roman einen kritischen Blick auf den Umgang mit dem Alter und die Illusion von Selbstbestimmung in der modernen Gesellschaft. Dieses Buch ist definitiv nichts für zwischendurch. Dieses Werk ist es wert, dass man darin eintaucht, sich einfühlt. Man geht neben Herrn Mormann her, lebt ein Stück mit und ist nicht nur Gast in seinem Haus, sondern auch in seinen Gedanken. Das man sich unweigerlich auch mit dem eigenen Leben, den eigenen Entscheidungen auseinandersetzt, ist die logische Konsequenz, wenn man sich dieser Geschichte öffnet. Für mich war es anfangs schwer, in diese umfassende Prosa einzutauchen. Viele Bücher, die ich bisher gelesen habe, sind tendenziell schnell und bleiben irgendwie nah an der Oberfläche. Mit Adolf Muschg geht man definitiv auf Tiefgang und das muss man schon wollen. Ein wirklich außergewöhnlich tolles Buch, das ich jedem Menschen empfehlen kann, der innehalten möchte und in den Dialog mit einem Liebhaber alter Sprachen und Hobbyphilosophen gehen möchte.