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Die Achse der Autokraten

Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten - FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS 2024 FÜR ANNE APPLEBAUM

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Wie Xi Jinping, Putin, Chamenei & Co. sich Geld, Macht und Straffreiheit verschaffen und zugleich unsere Demokratie zerstören: Eine hochaktuelle Analyse der neuen autoritären Netzwerke
FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS 2024 FÜR DAS GESAMTWERK VON ANNE APPLEBAUM


Autokratische Herrschaft besteht im 21. Jahrhundert nicht länger nur aus einem Tyrannen an der Spitze, der mit Gewalt sein Volk unterdrückt: Heute werden Autokratien durch ausgeklügelte Netzwerke geführt, es hat sich eine neue internationale autokratische Allianz gebildet, wie Bestsellerautorin Anne Applebaum in ihrem neuen Buch zeigt. Von China bis Weißrussland, von Syrien bis Russland unterstützen sich Autokraten von heute gegenseitig mit Ressourcen und Equipment made in Iran, Myanmar oder Venezuela: von Propaganda-Trollfarmen und Bots über Investitionsmöglichkeiten für ihre korrupten Staatsunternehmen bis hin zum Austausch modernster Überwachungstechnologien. Applebaum offenbart, wie die Diktatoren der Welt hinter den Kulissen zusammenarbeiten und sich mit aggressiven Taktiken gegenseitig Sicherheit und Straffreiheit verschaffen. Und sie macht deutlich, wie diese autokratische Allianz unsere Demokratie untergräbt.

»Das ist die eigentliche Lehre aus der deutschen Geschichte: Nicht, dass Deutsche nie wieder Krieg führen dürfen, sondern dass sie eine besondere Verantwortung dafür haben, sich für die Freiheit einzusetzen und dabei auch Risiken einzugehen. « (Aus der Dankesrede von Anne Applebaum zum Friedenspreis 2024)

Produktdetails

Erscheinungsdatum
10. Oktober 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
208
Autor/Autorin
Anne Applebaum
Übersetzung
Jürgen Neubauer
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
372 g
Größe (L/B/H)
213/142/30 mm
ISBN
9783827501769

Portrait

Anne Applebaum

Anne Elizabeth Applebaum, geboren 1964 in Washington, D. C. , zählt zu den profiliertesten Kritiker*innen autoritärer Herrschaftssysteme und russischer Expansionspolitik. Die Historikerin und Journalistin begann ihre Karriere 1988 als Korrespondentin des Economist in Warschau, von wo sie über den Zusammenbruch des Kommunismus berichtete. Sie schrieb für viele renommierte Zeitungen und arbeitet seit 2019 als Kolumnistin für die Zeitschrift The Atlantic und als Senior Fellow an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies. Applebaum gilt als große Expertin der osteuropäischen Geschichte und der autoritären Regime Osteuropas. Ihre Bücher Der Gulag (2003), Der Eiserne Vorhang (2012), Roter Hunger (2019) und die Die Verlockung des Autoritären (2021), in denen sie den Mechanismen autoritärer Machtsicherung nachspürt, wurden internationale Bestseller und mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Pulitzer-Preis 2004 und mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis 2024. 2024 erhielten Anne Applebaum und ihr Ehemann Rados aw Sikorski gemeinsam den Europapreis für politische Kultur der Hans Ringier Stiftung. Applebaums neues Buch Die Achse der Autokraten erschien im Oktober 2024 beim Siedler Verlag. Für ihr Gesamtwerk wurde Anne Applebaum mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 ausgezeichnet. »Der Historikerin Anne Applebaum den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zuzusprechen, ist eine großartige, durchaus mutige Entscheidung. ( ) Diese Autorin hat einen unvergleichlichen Sinn für die Selbstgefährdung der freiheitlichen Demokratie. « ZEIT Online (25. 06. 2024)»Seinen Friedenspreis vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in friedlichen wie in kriegerischen Zeiten. Doch kaum könnte die diesjährige Auszeichnung unmittelbarer auf das gegenwärtige Kriegsgeschehen stoßen als mit der Wahl von Anne Applebaum. ( ) Ihr Werk erinnert daran, dass nur mit der Vergegenwärtigung der Geschichte ein wirklicher Friede möglich wird. Darin liegt Anne Applebaums bleibender Verdienst. « Der Tagesspiegel (26. 06. 2024)

Pressestimmen

»Selten liest man Bücher, die alles auf einmal sind: investigative Recherche, [. .] politischer Appell und atemberaubend gut geschriebene Essayistik. [Dies] ist so ein Buch. Ein Glücksfall. « Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

»Wer an der Welt verzweifelt, sie aber verstehen will, muss Die Achse der Autokraten lesen. Applebaum beschreibt kundig und luzide, sachlich und schwurbellos, was ist, was das bedeutet, und was daraus folgt. « Süddeutsche Zeitung

»Dieses Buch ist trotz seines Themas seltsam tröstlich. [. . .] Die Demokratie ist in der Defensive. Applebaum zeigt, warum es sich lohnt, sie zu verteidigen. « DIE ZEIT

»Applebaum hat mit Die Achse der Autokraten das Buch der Stunde geschrieben. Wer bei umstrittenen Themen wie Israel oder der Ukraine mitreden will, sollte es lesen. « taz - die tageszeitung

» Die Achse der Autokraten ist eine ebenso klarsichtige wie alarmierende Analyse, eine Art Wachmacher für alle, die sich im Westen noch immer falschen Illusionen hingeben. « dpa

»Friedenspreisträgerin Anne Applebaum schaut genauer auf die autokratischen Allianzen: ein Plädoyer an die Demokratien, endlich tätig zu werden. « "Sachbuch-Bestenliste November" von DIE ZEIT, Deutschlandfunk Kultur und ZDF

Besprechung vom 12.10.2024

Das Geheimnis ihrer Millionen

Autokraten leben vor, wie man straflos reich wird: Anne Applebaum will ohne westliche Hybris die regelbasierte Weltordnung retten.

Von Patrick Bahners

Von Patrick Bahners

Ein Bösewicht und ein Held des neuen Buches von Anne Applebaum sind beide Gottesmänner aus Simbabwe. Uebert Angel scheint durch seinen Nachnamen auserwählt für den Beruf, den er im Internet ausübt: "Prophet des letzten Glaubenssystems". Das System ist das Evangelium des Erfolgs, dessen Wirksamkeit der Prophet in eigener Person verbürgt: Er ist der Mann, den "Präsidenten in aller Welt anrufen und um Weisung bitten; die Millionäre und Milliardäre der Welt streiten sich darum, ihn kennenlernen zu dürfen, in der Hoffnung, ein Wort zu hören, das ihr Leben verändert".

Nachdem Applebaum die frohe Botschaft quellenkritisch untersucht hat, bleibt ein historischer Kern übrig. Wenn Angel seinerseits einen Präsidenten anruft, kann es sein, dass dieser das Telefon abhebt, nicht in aller Welt, aber im Präsidentenpalast in Harare. Angel besitzt einen Diplomatenpass und soll für Emmerson Mnangagwa, der 2018 den Staatsgründer Robert Mugabe als Präsident von Simbabwe ablöste, als Kurier und Vermittler tätig sein. Investigativreporter von Al Jazeera brachten den Gesandten im Dienst zweier Herren dazu, vor ihrer Kamera darüber zu sprechen, wie sich in Simbabwe geschürftes Gold unter Umgehung internationaler Sanktionen außer Landes bringen ließ und an wen der Zehnte dafür zu entrichten war. Sie hatten sich als Repräsentanten eines chinesischen Milliardärs ausgegeben.

Ewan Mawarire, Pastor einer Pfingstkirche, verwendete 2016 dasselbe schlichte Verkündigungsmittel wie sein Kollege: Er stellte einen selbst gedrehten Film ins Internet. Der Pfingstler sprach mit lebensgefährlich gelöster Zunge über ein weltliches, in seinen Augen entheiligtes Zeichen: die Flagge seines Vaterlandes. Er stellte die Auslegung des Spektrums der sieben Querstreifen, die in den Schulen gelehrt wird, der Wirklichkeit gegenüber, wie er sie sah. "Es heißt, das Grün steht für die Vegetation und die Ernte. Aber ich sehe keine Ernte in meinem Land." Auch das Uebert Angel besonders teure Element kam vor. Das Gelb stehe für Gold. "Ich weiß nicht, wie viel davon noch übrig ist."

Ewan Mawarire nannte sich nicht Prophet, aber er handelte wie ein Prophet. Seine Botschaft verbreitete sich in Windeseile, dank der sozialen Medien und der Verdoppelung des visuellen Symbols durch die geschriebene Losung #ThisFlag. Mawarire hatte es gewagt, den Staat mit dessen eigenem konventionellen Selbstbild zu konfrontieren. Der Gouverneur der Zentralbank empfing den Pastor, und als er zum Generalstreik aufrief, taten Millionen wie geheißen. Dann schlug die Regierung zurück. Regierungseigene Videobotschaften mit dem Hashtag #OurFlag ernteten keine Resonanz. Aber mit verheerendem Erfolg lancierten die Behörden das Gerücht, dass Mawarire an seiner patriotischen Kampagne verdiene und sich aus dem Ausland bezahlen lasse. War es nicht verdächtig, dass westliche Botschaften seine Videos geteilt hatten? Eine Regierungszeitung berichtete unter Berufung auf "Quellen", dass der Flaggenprotest nur "einer von vielen Goldeseln von Pastor Mawarire" sei. Unter seinen Standesbrüdern soll ein solches Geschäftsgebaren ja vorkommen. Ewan Mawarire ging ins Exil.

Drei Jahre nach Tsitsi Dangarembga, der Filmemacherin und Schriftstellerin, die wegen ihres Kampfes gegen die Korruption in ihrer Heimat von der Justiz in Simbabwe verfolgt wird, zeichnet der Börsenverein des deutschen Buchhandels Anne Applebaum mit dem Friedenspreis aus. Die 1964 geborene, in Washington aufgewachsene Publizistin wurde bekannt als inoffizielle Chefdolmetscherin der neuen liberalen Weltordnung von 1989. Der Originaltitel ihres jüngsten Buches lautet "Autocracy, Inc.". Die inkorporierte Autokratie ist die Selbstherrschaft als Unternehmen, wie es etwa im US-Staat Delaware, wo nicht zu genau nach Eigentumsverhältnissen gefragt wird, ins Handelsregister eingetragen sein könnte.

Autokraten, das ist der Witz des Titels, unterhalten zwei Sorten von Schattenfirmen. Sie betreiben Geldwäsche mit Adressen in den seriösesten Steueroasen der westlichen Welt. Und ihre Staaten operieren selbst wie Firmen jenseits des Zugriffs der Bankenaufsicht. Die Formel "Autocracy, Inc." bezeichnet sowohl das Geschäftsmodell Wladimir Putins als auch den informellen Modus des globalen Zusammenwirkens der illiberalen staatlichen Akteure. Statt von einer Achse der Autokratie, was zu fest und zu mechanisch klingt, hätte die deutsche Fassung besser von einem Konsortium, Kartell oder Netzwerk gesprochen. Die Autokraten erweisen sich als die großen Gewinner der Globalisierung, weil sie alle Sicherungsmechanismen des Zahlungs- und Informationsverkehrs unterlaufen. Stabilität versprechen sie ihren Anhängern, Liquidität ist ihr Operationsmodus. Die Hoffnung, dass das weiche Wasser der sozialen Medien den mächtigen Staatsapparat besiegen werde, hat sich als Illusion entpuppt, wie Mawarires Geschichte belegt. Mugabe und Co. sind im Zweifel flüssiger.

Bringt man Applebaums aus sprechenden Anekdoten montiertes Buch auf den ideenpolitischen Punkt, so soll die "regelbasierte internationale Ordnung" gerettet werden durch eine groß angelegte Rückrufaktion der vereinten Ideenmarktführer von gestern: Den Exzessen der Deregulierung muss der Garaus gemacht werden. Gegen diese Neuformulierung des liberalen Projekts kann erneut der Einwand des Utopischen erhoben werden, weil zur Umsetzung eine Art Weltsteuerpolizei nötig wäre. Aber eine Lektion aus den Debatten über die Arroganz des Westens hat Applebaum gelernt, wie ihre Parabeln von den zwei Pfarrern zeigen. Mit keinem Wort deutet sie an, dass Simbabwe anfälliger sei für den Glauben an falsche Propheten als die Vereinigten Staaten. Will der Westen in der Konkurrenz mit Putin und Xi Jinping bestehen, muss er ohne Paternalismus missionieren.

Anne Applebaum: "Die Achse der Autokraten". Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich

gegenseitig an der Macht halten.

Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Siedler Verlag, München 2024. 208 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Credo am 02.11.2024

Ein Buch, das die Welt nicht besser macht

Frau A. pendelt in dem Buch zwischen ihren Befindlichkeiten in den Begegnungen mit den Mächtigen dieser Welt, die sie bewundert und weniger Mächtigen, die sie verachtet. Sie schlägt historische Haken, die für sich genommen interessant wären, wenn nicht ständig der ideologische Zeigefinger im Hintergrund stünde. Kein Beitrag für Frieden und Gerechtigkeit, eher Anbiederung an sehr einseitig transatlantisches Denken.