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Unter Grund

Roman

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Wo beginnt die Schuld?

Inmitten des Schweigens ihrer Familie hat Franka sich schon immer verloren gefühlt. Bereits ihre Großmutter, genannt die Fuchsin, hortete Geheimnisse wie die schwarzen Steine in ihrer Schürze. Als Franka mit Ende Zwanzig in die fränkische Provinz mit den Himmelweihern und Spiegelkarpfen zurückfährt, sieht sie endlich hin: Wie das war in den Nullerjahren, als Deutschland Weltmeister im eigenen Land werden wollte. Als ihr Vater starb und sie in Patrick und Janna Gleichgesinnte fand, die Unsicherheit mit Krawall, Frustration mit Faustschlägen übertünchten. Als sie immer tiefer in die rechte Szene einstieg. Sie beginnt Fragen zu stellen und sucht nach einer Haltung zur Vergangenheit.

Ein hochaktuelles Debüt über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
26. Februar 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
256
Autor/Autorin
Annegret Liepold
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
362 g
Größe (L/B/H)
201/133/28 mm
ISBN
9783896677662

Portrait

Annegret Liepold

Annegret Liepold, geboren 1990 in Nürnberg, hat Komparatistik und Politikwissenschaften in München und Paris studiert. Für die Arbeit an ihrem Debüt Unter Grund erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Literaturstipendium der Stadt München sowie die Einladung zur 15. Schreibwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und zur Romanwerkstatt des Literaturforums im Brecht-Haus Berlin. 2022 war sie Finalistin des open mike. Sie arbeitet für die »Bayerische Akademie des Schreibens« am Literaturhaus München.

Pressestimmen

»Wie umgehen mit der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie? Am Ende wird klar: 'Schweigen hat ein Verfallsdatum'. « Börsenblatt

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Von Maryam am 23.02.2025

Aktuelles Thema

Franka ist Referendarin und besucht mit ihrer Klasse den NSU-Prozess. Mit dabei ist ihre WG-Mitbewohnerin Hannah, die Gerichtsreporterin ist. Der Prozess bringt Frankas verdrängte Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit und ihre Taten damals zutage. Sie macht sich auf die Reise in ihre damalige Heimat. Dort angekommen, erinnert sie sich an die Zeit mit ihrer dementen Großmutter, im Dorf nur die Fuchsin genannt, und das ambivalente Verhältnis zu ihr. Die Erinnerungen an den während ihrer Grundschulzeit verstorbenen Vater kommen wieder. Dann war da noch Leon, den Franka eigentlich mochte, der sie aber auch nicht so akzeptieren konnte, wie sie war. In ihrer früheren Heimat kommt sie durch Jule, Ihrer Tante, einem Familiengeheimnis auf die Spur, dass ihr Lebenskonzept erschüttert und sie zwingt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die Erzählweise pendelt zwischen Frankas gegenwärtiger Realität und den Erinnerungen an damals. Sie fühlte sich einsam, von der Mutter nicht verstanden und nicht gesehen, in der Schulklasse nicht integriert, vom Geschichtslehrer vorgeführt und nirgends richtig zugehörig. Das ändert sich, als sie Patrick und Janna kennenlernt, die ihre neuen Freunde werden. Bei den Aktionen der Gruppe beschleichen sie dennoch immer wieder Zweifel. Trotzdem merkt Franka nicht, dass sie durch Patrick und Janna immer weiter in die rechte Szene gleitet. Ein sehr aktuelles Thema zwischen Jugend, Wut und Frustration, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und dunkle Familiengeheimnisse der Vergangenheit, die bis in die heutige Zeit hineinreichen und Generationen belasten. Das Buch kann man als politische Botschaft lesen, ohne belehrend zu wirken. Es ist aber auch allein aufgrund seines literarischen Erzählens lesenswert. Der erzählte Wechsel zwischen Frankas Erinnerungen und ihrer Realität erfordert an einigen Stellen Konzentration, ist aber ein Kunstgriff, der das Buch unterhaltsam und lesenswert macht. Am Anfang hatte ich meine Zweifel, ob das Buch für mich interessant ist. Den Klappentext mit dem Text auf der Buchrückseite zu verbinden, fiel mir schwer. Jetzt bin ich froh, das Buch gelesen zu haben. Das Titelbild, der Titel und die Farbgebung des Umschlags haben sich mir erst auf den zweiten Blick erschlossen. Das Coverbild erinnerte mich erst an ein Naturbuch und sprach mich auch aufgrund der Farben nicht an. Aber: Der Fuchs steht nicht nur für Verwegenheit und List, sondern auch für die Fuchsin, Frankas Großmutter. Die in Brauntönen gehaltene Farbgebung gibt Hinweise auf den Wald und den Schlamm der Himmelsweiher, die Weiher mit denen Franka Heimat verbindet. Die Farbgebung des Covers gibt nicht zuletzt auch ein Hinweis auf die rechte Szene. Den Titel Unter Grund schließlich kann man auf die Geheimnisse von Frankas Familie beziehen, auf die Karpfen in den Himmelsweihern in Frankas Heimat, Frankas Anschluss an eine verdeckte Gruppe, sowie verschüttete Erinnerungen an die Vergangenheit.
Von Anne am 22.02.2025

Interessante Perspektive mit kleinen Schwächen in der Umsetzung

Neben der Covergestaltung hat mich vor allem die Perspektive angesprochen, aus der Annegret Liepolds Debütroman "Unter Grund" erzählt wird: Die Sichtweise von Franka, einer jungen Frau, die als Jugendliche für einige Monate in einen rechtsextremistischen Freundeskreis gerät und nun Jahre später in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, zurückkehrt, um diese Zeit zu reflektieren. Die ungeschönte, nicht romantisierte Beschreibung einer Jugend im Dorf, die Beweggründe, warum sich Menschen rechten Gruppen anschließen und ein angedeutetes Familiengeheimnis rund um Frankas Großmutter - die Hauptthemen des Romans haben mich wirklich neugierig gemacht. Dennoch habe ich lange gebraucht, um mit dem Buch und vor allem der Protagonistin, die stets lieber vor allen davonläuft, statt klärende Gespräche zu führen, warm zu werden. Das lag einerseits am Schreibstil, da ich immer wieder über Formulierungen gestolpert bin, die nicht ganz stimmig schienen. Es waren zwar nur Kleinigkeiten, in der Summe haben sie jedoch meinen Lesefluss gestört. Manchmal hatte ich den Eindruck, die Autorin hat sich bemüht, tiefgründiger zu klingen, als es die entsprechenden Textstellen hergaben. Andererseits wurde das Dorf für mich nicht richtig greifbar. Am Anfang gibt es eine starke Szene, in der das Dorf wie eine Art Protagonist auftritt. Ich bin zunächst davon ausgegangen, dass Franka und ihre Großmutter, eine wichtige Figur im Roman, im selben Dorf gelebt haben, später ist dann aber die Rede vom Nachbardorf. Es ist mir letztlich nicht ganz klar geworden, ob es um eines oder mehrere Dörfer geht und ob "das Dorf" nun der Ort ist, an dem Franka mit ihren Eltern gelebt hat oder der, in dem das Haus der Großmutter steht. Auch die Größe des Ortes blieb mir schleierhaft. Erst scheint es ein sehr kleiner Ort zu sein, in dem jeder jeden kennt und alles über die anderen weiß, dann können einem aber plötzlich doch Dorfbewohner begegnen, die man nicht oder kaum kennt, und man braucht ein Auto, um zur Großmutter zu fahren. Auch die Figuren neben Franka waren für mich größtenteils wenig greifbar und wirkten eher eindimensional. Ebenfalls gestört hat mich, dass die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, die Liepold sehr passend als Hintergrundgeschehen für die Geschichte gewählt hat, teilweise nicht zu der zeitlichen Einordnung der Ereignisse des Sommers passt, in dem Franka sich mit den rechtsextremistischen Jugendlichen anfreundet. Da die Autorin Spielergebnisse und Torschützen recht genau recherchiert hat, hätte sie eigentlich auch bemerken müssen, dass die WM bereits am 9. Juli endete und Ende Juli, als das Dorffest stattfindet, somit schon längst vorbei war. Die letzten Kapitel haben mich aber dann doch mit dem Roman versöhnt. Liepold schafft es, nachvollziehbar zu machen, wie es passieren kann, dass eine Jugendliche wie Franka ganz plötzlich anfängt, im Geschichtsunterricht den Holocaust anzuzweifeln und sich einer rechtsextremistischen Gruppe anzuschließt. Unter Grund zeigt gut die Zerrissenheit zwischen der Verbundenheit mit dem Heimatort, der Familiengeschichte und Tradition und dem Gefühl fehlender Zugehörigkeit. Die Auflösung des Familiengeheimnisses hat mich überrascht und meiner Meinung nach für einen runden Abschluss der Geschichte und eine Entwicklung der Protagonistin gesorgt. Ich empfehle "Unter Grund" von Annegret Liepold allen, die ungewöhnliche Coming of Age Geschichten mögen, sich für das Thema Dorfleben interessieren und sich fragen, wie es passieren kann, dass Menschen in die rechte Szene abrutschen, und die über kleine Ungenauigkeiten und ein paar holprige Formulierungen hinwegsehen können.