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Club der Dilettanten

Warum niemand Bücher wirklich versteht, aber trotzdem jeder beim Lesen lernt | Eine Einladung zur Ehrlichkeit

240 Lesepunkte
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«Stangneth ist eine glänzende Schreiberin . . . und eine elegante Denkerin.» DLF

Wenn die PISA-Studie wieder einmal mit dem Ergebnis Schlagzeilen macht, dass Kinder immer weniger lesen können, ist das Geschrei groß. Man könnte beinahe vergessen, was die Gemüter heutzutage doch offenbar viel mehr erschreckt: Leser, die nicht das Richtige lesen oder doch an Bücher geraten, die sie falsch verstehen könnten.
In einer Zeit, in der Autoren unberechenbare Leser fast so sehr fürchten wie Redaktionen und Verlage jedes verfängliche Wort und sogar über Beipackzettel für Klassiker nachdenken, die man nicht einfach umschreiben kann, muss die ketzerische Frage gestellt werden: Wie konnte man je darauf kommen, dass ausgerechnet Lesenkönnen zum Ideal des mündigen Bürgers gehört, wenn Bücher so gefährlich sind, dass sie sogar zum Risiko für die Demokratie werden können? Warum genau hat unsere Kultur so großen Wert darauf legt, dass Kinder überhaupt lesen lernen?
Genau das fragt die Philosophin Bettina Stangneth und gibt eine überraschende Antwort: Wir sind nicht ehrlich zueinander, wenn wir vom Lesen sprechen. Statt vor falschen Büchern zu warnen, sollten wir davon erzählen, was Lesen wirklich ist und wie man jedes Buch mit Gewinn lesen kann. Nämlich nicht eingeschüchtert. Sondern vor allem habgierig - wie die Philosophen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
28. Januar 2025
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
251
Autor/Autorin
Bettina Stangneth
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
340 g
Größe (L/B/H)
208/135/25 mm
ISBN
9783498007171

Portrait

Bettina Stangneth

Bettina Stangneth, geboren 1966, ist unabhängige Philosophin. Sie studierte in Hamburg Philosophie und promovierte über Immanuel Kant und das Radikal Böse. Für ihr Buch «Eichmann vor Jerusalem» erhielt sie 2011 den NDR-Kultur-Sachbuch-Preis; die «New York Times» zählte es zu den besten Büchern des Jahres. Bei Rowohlt erschienen zuletzt ihre hochgelobten Essays «Böses Denken» (2015), «Lügen lesen» (2017) und «Hässliches Sehen» (2019) sowie die Bände «Sexkultur» (2021) und «Überforderung» (2022). Stangneth erhielt 2022 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis.


Pressestimmen

Ein filigraner Essay, der wie eine gute Guided Tour durch verschiedene Aspekte eines Leselebens führt. Welt am Sonntag

Besprechung vom 18.03.2025

Was ein Buch nicht noch alles werden kann
Bloß nicht Literaturwissenschaft und Philologie wahrnehmen: Bettina Stangneth verschafft dem lesenden Dilettanten allzu leichte Siege

Wir alle, die wir Bücher lesen, gehen einer Liebhaberei nach. Wir sind Dilettanten - das Wort stammt aus dem Italienischen und leitet sich ab von dilettare, erfreuen -, und das heißt: Fachleute sind wir nicht. Professionalität oder Fachmannschaft gibt es nicht im Lesen, jeder legt sich seine Leseerlebnisse selbst zurecht, das ist die Kernthese des neuen Buches der Philosophin Bettina Stangneth.

Es ist immer der Leser, der das Ding in seinen Händen "überhaupt zum Buch macht"; er "bastelt sich also mit mehr oder weniger Geschick und vorhandenem Material etwas zusammen"; ein Text ist so etwas wie ein Skelett, und der Autor darf unterstellen, dass der Leser imstande sein wird, das Skelett "mit allem auszustatten, damit es wieder zu einem lebendigen Wesen wird"; ein Text kann sich "nicht wehren und keinen Leser in seinem Tun aufhalten, ganz egal, was Sie damit anstellen"; was ein Buch "wirklich ist und noch alles werden kann, liegt nie im Ermessen der Verfasser. Es liegt ganz einfach bei Ihnen, dem Leser." - Bettina Stangneth liebt es, den Leser persönlich anzusprechen.

Aber der Autor hat doch ein Ziel verfolgt. Das schon, aber viel hält Stangneth nicht vom Kriterium der Autorintention: Einen Autor "kann nichts mehr überraschen als die Begegnung mit den Lesern". Selten erzähle er davon, denn es könnte wie eine Entzauberung wirken, dass er nicht immer weiß, "wie vielschichtig sich der eigene Text lesen lässt, wenn der Leser einmal anspruchsvoller liest, als man es ihm zugetraut hat". Die Autorin hat ihr Buch eine "Einladung zur Ehrlichkeit" genannt. Doch so unehrlich, wie sie damit unterstellt, war man bislang gar nicht. Dass das Lesen eine nicht nur aufnehmende, sondern auch herstellende Tätigkeit ist, stark abhängig von der Person des Lesers und den Umständen seiner Zeit, dass Bücher, gerade die besten, reichsten, komplexesten, Geheimnisse enthalten, die sich nicht so einfach und von jedem entdecken lassen, das hat man immer gewusst. Bei Jacob Burckhardt etwa findet sich die Bemerkung, jeder müsse die "tausendmal ausgebeuteten Bücher wieder lesen (. . .), weil sie jedem Leser und jedem Jahrhundert ein besonderes Antlitz weisen", was ja voraussetzt, dass es das eine, "wirkliche" Verständnis nicht gibt. Und wer die Stelle nicht kennt, wird sich so etwas doch schon selbst gedacht haben.

Sicherlich ist es mit der Autorintention nicht so einfach. Aber sie ist auch nicht bloß eine Phantasterei. Wer es genauer wissen will, liest eben mehr von dem fraglichen Autor, Briefe, Tagebücher, Äußerungen von Weggefährten, und kommt zu einem schärferen Bild der literarischen Person. Das ist dann auch nicht zweifelsfrei richtig, und vor allem zieht es nicht die Grenzen des Verständnisses der Werke, aber es ist auch nicht nichts. Und wo man über Autoren weiter zurückliegender Epochen nichts weiß, kann man sich an deren Zeitgenossen halten und daraus einen Eindruck gewinnen, was im geistigen Horizont dieser Jahre lag, was damals das Verständnis ihrer Schriften lenkte und unseres heute lenken kann, vorausgesetzt, wir folgen einem historischen Interesse. Das alles sind bekannte Bemühungen, man nennt sie Literaturwissenschaft.

Sie kommen bei Stangneth aber nicht vor, selbst die Worte Literaturwissenschaft oder Philologie und deren Ableitungen sucht man vergeblich. Der "Club der Dilettanten" ist eine geschlossene Gesellschaft. Dabei hat die Philologie doch eine lange und keineswegs unwürdige Tradition, beginnend im Hellenismus, Anfang des dritten Jahrhunderts v. Chr. Für das Christentum ist die Frage nach dem richtigen Verständnis der Heiligen Schrift entscheidend. Im elften Jahrhundert wird das römische Recht wiederentdeckt, die Jurisprudenz entwickelt Kunstlehren zum Verständnis der alten Texte, die sich auch auf neue Texte anwenden lassen. Der Humanismus studiert die antiken Klassiker, später treten die Nationalphilologien auf den Plan und so weiter und so fort.

War das alles völlig wertlos? Dass es Spezialisten des Lesens gibt und auch ein "ungewöhnlich tiefes Lesen", das wird von Stangneth nebenher konzediert, aber es geht nicht in den Argumentationsgang ein. Merkwürdig, denn was macht den Dilettanten aus, wenn nicht der Unterschied zum Fachmann oder Wissenschaftler? Letzterer geht methodisch vor, der Dilettant kann seiner Nase folgen (was auch seinen Reiz und sein Recht hat). Das methodische Lesen will sich Rechenschaft ablegen über sein Tun, es ermöglicht damit genauen Widerspruch und bedenkt die Beschränkungen, denen es unterliegt, auch wenn die Selbstaufklärung natürlich nicht vollständig gelingt. Sollte es im Verständnis großer Bücher wirklich keine Unterschiede in der Geltung geben, keine besseren oder schlechteren Argumente? Muss, wer den Dilettanten verteidigt, nicht auch über sein Gegenüber, den Fachmann sprechen? Stangneth tut das nicht, und das ist das Problem ihres jüngsten Buches: Der Dilettant, getragen von der allzu selbstbewussten Munterkeit der Autorin, genießt hier leichte Siege. Für ihn gibt es keine gegnerischen Positionen, keine intellektuellen Ansprüche Dritter, nicht die Frage nach der geringeren oder höheren Plausibilität. STEPHAN SPEICHER

Bettina Stangneth: "Club der Dilettanten". Warum niemand Bücher wirklich versteht, aber trotzdem

jeder beim Lesen lernt.

Rowohlt Verlag, Hamburg 2025.

256 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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