Dieser Roman oder Lebensratgeber - je nachdem was man darin sieht - wurde mit Sicherheit nicht in böser Absicht verfasst. Im Gegenteil. Ich bin mir sehr sicher, dass die Autorin wirklich mehr Positivität und Selbstliebe in die Welt bringen möchte. Aber ganz wie dieses Buch mit Stichwort Rhetorik heraussticht, habe ich dazu einige persönliche Statements, weswegen ich an dieser Stelle wirklich nur maximal 2 Sterne lassen kann. Für alle, denen dieser stichwortartige Stil zuwider ist: dann skipped die Rezi, aber dann solltet ihr euch auch überlegen, ob ihr mit dieser Lektüre an der richtigen Adresse seid.1. Eine privilegierte Sicht auf das Leben: So, wie Veränderungen und die Sicht auf das Leben im Allgemeinen und auf persönlichen Wachstum im Besonderen hier dargestellt werden, könnte man meinen, dass jede Person sich "doch nur von allem Toxischen und Zerstörerischen im Leben befreien muss", um die beste Version ihrer Selbst zu werden. Aber was ist mit denen, die beispielsweise in einer gewaltvollen Beziehung leben müssen? Was ist mit denen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis leben, wie es leider in einer patriarchalischen Gesellschaft keine Seltenheit ist? Was ist, wenn man jeden einzelnen Tag von Diskriminierung betroffen ist und schon bei jedem X-beliebigen Vorstellungsgespräch (auch das alles nur Beispiele) gegen diese Nachteile ankämpfen muss? Was ist für all diejenigen, die an psychischen Erkrankungen leiden und bei denen es nicht "einfach mal nur das Leben umkrempeln" heißen kann, weil es nun einmal die Grundpfeiler besagter Erkrankungen ausmacht, dass man sich eben nicht einfach mal über Nacht in eine strahlende Supernova verwandeln kann? Was ist mit alleinerziehenden Eltern? Oder Menschen, die unter echten Existenzängsten leiden? Ich könnte hier noch unendlich lange weitermachen. Aber aus all diesen weniger privilegierten Sichtweisen könnte sich dieser Roman wie eine zynische Zusammenfassung all dessen lesen, was eben nur einer gewissen Gesellschaftsschicht vorbehalten ist. Und das kann nicht "The truth about everything sein" (und ich denke auch hier nicht, dass eine böse Absicht dahinter steht, aber viele weniger durchdachte Aspekte).2. Kalendersprüche kann man günstiger haben. Vieles von dem, was hier gesagt wird, hätte ich wohl auch in meinem Küchenkalender gefunden. Dafür muss man nicht extra dieses Buch lesen/hören. Außer man hat noch keinen Sprüchekalender und hätte gerne einen. Dann: let's go. Es wird sich nur leider nicht so gut an die Wand kleben lassen, aber hey: Kreativität ist das A und O.3. Als wäre alles so einfach... Wie ich oben beschrieben habe, ist es eher Zynismus, persönliches Wachstum so zu vereinfachen. Denn jede Person, die beispielsweise einmal unglücklich in einer Beziehung war, weiß, dass es mehr ist als "einfach mal Schluss machen und weiterziehen". Da kann so ein dahergelaufenes Buch mehr Verletzung auslösen als dass irgendwer mit der "großen, goldenen Erkenntnis" hier herausgeht.Und das, um mal drei Aspekte zu nennen. Jede Person hat hier wohl ihre eigene Meinung und wenn dieses Buch Menschen hilft, ist das natürlich sehr schön. Aber ich denke, es hat nicht nur das Potenzial zu helfen, sondern auch zu verletzen. Just saying.