Die Erbin von Claire Winter ist ein unglaublich fesselnder und dramaturgisch spannend aufgebauter Roman, der alles das vereint, was ihn für mich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis und Buchhighlight gemacht hat! Eine Familiengeschichte, deren Geheimnisse langsam ans Tageslicht kommen, Charaktere, die überaus lebendig und authentisch gezeichnet wurden und die unterschiedlichsten Gefühle bei mir hervorgerufen haben, fesselnde, undurchschaubare und überraschende Entwicklungen der Geschehnisse, die mich geschockt, berührt und nachdenklich gemacht haben und alles das in einer Kulisse vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die bildlicher und eindringlicher nicht hätte sein können. Wieder einmal ist es der Autorin gelungen mich durch ihren mitreißenden, detailreichen und empathischen Schreibstil mit ihrer Geschichte einzufangen und ein richtiges Lesefieber in mir auszulösen!
Der Roman ist auf zwei verschiedenen Zeitebenen aufgebaut worden, in denen sich mysteriöse, beängstigende und unvorhersehbare Geschehnisse in der Gegenwart im Jahr 1957 mit Rückblicken auf das Leben der einflussreichen Industrieellenfamilie der Liefensteins in der Vergangenheit abwechseln. Alles fing damit an, dass Cosima, die Miterbin des Imperiums durch widrige Umstände auf Ungereimtheiten und offene Fragen im Umfeld ihrer Familie stößt, sie auf eine Mauer des Schweigens trifft und in Bedrängnis gerät. Warum will ihre Familie verhindern, dass Cosima in ihrer Vergangenheit herumstöbert? Welche Geheimnisse dürfen nicht ans Tageslicht kommen? Wie in einem Bann habe ich immer wieder auf die jeweiligen spannenden und emotionalen Entwicklungen der einzelnen Erzählstränge hin gefiebert, die aus Sicht verschiedener Familienmitglieder, der Kinderfrau Elisa, des Journalisten Leo Marktgraf und von Hagen Keller, einem zwielichtigen und manipulativen Typen, geschildert wurden. Schicksalsschläge, Machtspiele, Geldgier, Überlebenskämpfe, Kontrolle, Liebe, Vernunft und Hoffnung beeinflussen, genauso wie die dramatische politische und gesellschaftliche Entwicklung zu Zeiten des Nationalsozialismus, die Geschehnisse. Ungeheuerliche und bedrückende Szenen haben mich dabei sprachlos gemacht und gingen mir unter die Haut. Sehr feinfühlig ist Claire Winter auch auf das Thema eingegangen, wie die Nachkriegsgeneration sich mit der furchtbaren Vergangenheit auseinandergesetzt, sich fragt, welche Rolle ihre Familien dabei gespielt haben, Erfahrenes verarbeitet und sie dazu animiert mit den verfügbaren Möglichkeiten für einen Ausgleich an Gerechtigkeit und Unterstützung zu sorgen.
Bis zum Schluss blieb die Geschichte durchgehend spannend, endete mit einem dramatischen Höhepunkt und einer vielversprechenden, aber auch fraglichen Zukunftsaussicht für die Hauptakteure. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung des Romanes freuen, da ich unheimlich gerne erfahren würde, wie es mit den Charakteren weitergeht.
Mein Fazit:
Ein Roman, der Potenzial zur Verfilmung hat. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne mit Krönchen!