Edith Holler ist ein zwölfjähriges Mädchen, abgeschirmt von der Außenwelt. Sie lebt in einem Theater in Norwich, welches ihr Vater leitet. Sie hat zwar genug Kontakte zu all den Mitarbeitern im Haus die meisten sind Tanten und Onkels. Aber sie darf die Straße vor der Türe nicht betreten, sonst stürzt das Gebäude ein und das letzte verbliebene Theater in Norwich man schreibt das Jahr 1901 würde verschwinden. Ein schwerwiegender Fluch liegt auf Edith.
Edith hat sich so gut es geht eingerichtet. Sie schreibt sogar ein dramatisches Stück über die Geschichte der Stadt. Denn in der Marmeladenfabrik geschehen furchtbare Dinge, und laufend verschwinden Kinder. Edith glaubt, dem Geheimnis auf die Spur gekommen zu sein eine sehr grausame Entdeckung will sie in dem Stück enthüllen. Und dann will just ihr geliebter Vater die Besitzerin der Käfermarmeladenfabrik heiraten (vor allem des Geldes wegen um das Theater zu erhalten). In Ediths Drama, welches schon fleißig einstudiert wird, sitzt das Böse aber genau dort. Ein Konflikt ein großer, böser Konflikt ... spannend, sage ich euch!
Der ganze Roman, der anfänglich für mich etwas Anlaufschwierigkeiten ob der ausschweifenden Erzählungen rund um Ediths Alltag mit all ihren Verwandten hatte, entpuppt sich als genial gestrickte Spannungslektüre mit so vielen unterschiedlichen Genreelementen. Fantasy, Horror, Geistergeschichte. Sogar etwas Gothic schwebt zwischen den Zeilen herum. Es darf ein wenig versteckte Gesellschaftskritik auch nicht fehlen, die leider Tag für Tag aktueller wird. Stichwort: Geld gegen Bildung.
Und das ganz tolle dabei: So realistisch das komplette Setting rund um Edith ist, und man glaubt wirklich an all die Geister, kommen einem doch wieder Zweifel, ob das nicht alles nur eine Ausgeburt von Ediths überbordender Fantasie ist, oder gar Wahnvorstellungen sind. Der Autor versteht es hier perfekt, die Wahrheit versteckt zu halten und die Leser*innen selbst entscheiden zu lassen. Es gibt natürlich eine Auflösung in einem tollen Showdown, die hier natürlich nicht verraten wird.
Der Roman von Edward Carey ist ein sehr klug aufgebauter Pageturner ok, das mit dem pageturnen beginnt vielleicht erst so ab Seite 100, bis dahin muss man einfach durch (ist aber nicht langweilig) doch dann geht die Post ab. So richtig. Ein Märchen, eine Geistergeschichte, eine Horrorgeschichte, ein Fantasyroman, ein Drama. Vor allem eins: ein schlaues Buch über den Wunsch der Selbstverwirklichung entgegen allen Steinen, Felsen und Gebirgen, die einem so in den Weg gelegt werden. Hervorzuheben ist natürlich auch die Übersetzung von Cornelius Hartz.
Illustrationen des Autors ergänzen die Handlung in angemessener Weise.
Gerne gebe ich eine Leseempfehlung für diesen höchst außergewöhnlichen Roman.