Besprechung vom 03.04.2025
Glück zum Löffeln
Wer beim Begriff "flüssige Nahrung" nicht sofort an Bier denkt - der denkt an Suppe. Und dabei wahrscheinlich zuerst an die satt machende, dicke Mahlzeit, die aus Mutters Kochtopf oder der großen Suppenküche kommt, an den nahrhaften Eintopf und die wärmende Brühe mit Einlage, die für Generationen über Jahrhunderte oft die wichtigste, wenn nicht einzige Speise war - und für Menschen in vielen Teilen der Welt immer noch ist. Der Suppe haftet seit Urzeiten das Image des Arme-Leute-Essens an, in ihrer verfeinerten Form, häufig als Teil oder Auftakt eines Menüs, gibt es sie im Grunde auch in Europa erst seit dem 19. Jahrhundert.
Im modernen Leben hat sie zuletzt eine Renaissance erlebt, vor allem als schnelle und unkomplizierte Mahlzeit, die auf der einen Seite ohne viel Aufhebens in einen hektischen Alltag zu integrieren ist, auf der anderen Seite aber eine echte oder eingebildete Rückbesinnung auf klassische kulinarische Werte und Traditionen erlaubt.
Sicher ist es nichts weiter als ein Zufall, dass jetzt im Abstand von nur wenigen Wochen zwei Bücher zum Thema Suppe erschienen sind, geschrieben von zwei Frauen, die als Autorin und Food-Stylistin beziehungsweise Influencerin für genau jene urbane Klientel stehen, an die sich ihre Werke richten: Emily Ezekiel ist Britin und lebt in London, Theresa von Wangenheim ist Deutschamerikanerin und pendelt zwischen München und London, und beiden Büchern ist ihr angloamerikanischer und internationaler Hintergrund durchaus anzumerken. Denn beide präsentieren mit leichter Hand Suppenrezepte aus aller Welt, die eine auf etwas mehr als 200 Seiten gut 75 Kreationen, die andere 60 Rezepte auf nur einigen Seiten weniger.
Dass sich in beiden Büchern dabei bekannte Klassiker von der französischen Zwiebelsuppe über den osteuropäischen Borschtsch bis zur thailändischen Tom Kha Gai finden, ist keine Überraschung und gehört in einem Suppen-Kochbuch gewissermaßen zum erwartbaren Standard. Spannender wird es für ihre Leser, wenn die Autorinnen weniger bekannte Rezepte und eigene Kreationen für ihre Leserschaft ausbreiten. Und da hat Emily Ezekiel mit ihrem im Callwey Verlag erschienenen Buch "Suppe macht glücklich." deutlich die Nase vorn.
Auch in Theresa von Wangenheims kleinformatigerem Werk "Zum Glück gibt's Suppe!" sind die Zutatenlisten und die Kochanleitungen verständlich und gut nachvollziehbar formuliert - aber den meisten ihrer Rezepte fehlt nicht nur die optische Raffinesse, sondern auch der Esprit und die stilistische Sicherheit, die Ezekiels Sammlung auszeichnen; einmal ganz davon abgesehen, dass das Buch der Britin auch deutlich ansprechender und viel anspruchsvoller fotografiert und gestaltet ist.
Zu loben sind beide Autorinnen dafür, dass sie ihre Leser nicht mit ihren Suppen allein lassen, sondern auch wertvolle Informationen und Kochanleitungen zu Brühen und Fonds geben und Rezepte für Toppings und Beilagen angefügt haben. Ganz unterschiedlich haben sie ihre Werke dagegen strukturiert: Im Gegensatz zu Wangenheim, die ihre Rezepte in sieben mitunter etwas gewollt wirkende Kategorien von "Suppen (nicht nur) für Notfälle" über "Stärkung fürs Gemüt" bis "Fernwehsuppen" unterteilt, hält Ezekiel sich an die vier Jahreszeiten und liefert für jede davon auch eine "Suppe im Glas", sprich eine Kreation, deren Zutaten jeweils in ein großes, verschließbares Glas gefüllt und dann mit kochendem Wasser übergossen werden. Das ist eine ebenso ungewöhnliche wie praktische Idee und fordert förmlich zur Nachahmung heraus. Und das ist es schließlich, was ein gutes Kochbuch leisten sollte. bad.
Zum Glück gibt's Suppe Theresa von Wangenheim, Christian-Verlag, München 2025, 192 Seiten, 24,99 Euro
Suppe macht glücklich.
Emily Ezekiel,
Callwey Verlag, München 2024, 208 Seiten
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