Humanitäre Hilfe ist ein Mittel gegen den Krieg
Autor und Arzt Flavio del Ponto feiert 2024 seinen 80. Geburtstag, Grund genug, sein abenteuerliches Leben Revue passieren zu lassen. Doch der eigentliche Anlass dieses Buch zu schreiben, ist der 24. Februar 2022, als Putins Truppen in der Ukraine einmarschiert sind und er ein Déjà-vu von toten Soldaten und Zivilisten hat.
Der Schweizer Flavio del Ponte war meistens als Arzt im Auftrag des Internationalen Roten Kreuzes 40 Jahre lang als an den unterschiedlichsten Kriegsschauplätzen der Welt. Seine Einsätze führten ihn unter anderem nach Kambodscha, Afghanistan und Ruanda, wo er - wie er erzählt - die am Straßenrand gestapelten Leichensäcke zählt. Ein schwieriger Einsatz war auch jener in Rumänien, als nach dem Sturz des Diktatorenehepaares Elena und Nicolae Ceauescu, auf Hunderte völlig verwahrloste Waisenkinder trifft, die in ebenso verwahrlosten, ungeheizten Häuser dahinvegetieren.
Flavio del Ponte berichtet über seine langjährige Tätigkeit als Kriegschirurg, der nicht zwischen den Kriegsparteien unterscheidet. Ob Freund oder Feind - er behandelt beide. Zunächst ist natürlich die Erstversorgung vorrangig. Doch del Ponte macht sich auch Gedanken darüber, welches Leben die Opfer der Kriege, denen oft Arme oder/und Beine amputiert werden mussten, führen werden. Am Ende des Buches sind ein paar Fotos von Kindern, denen Minen Gliedmaßen zerfetzt haben zu sehen.
"Man darf die Menschen nicht im Stich lassen, das Leiden ist groß"
Manche Absätze lesen sich ein wenig distanziert, doch vermute ich hier eine Art Selbstschutz, um nicht angesichts des Leids, dass sich die Menschen untereinander zufügen, den Verstand zu verlieren, gleichzeitig spricht er hin und wieder von großen Abenteuern. Da kommt mir gleich der 1970 entstandene Film M*A*S*H mit Elliott Gould, Donald Sutherland und Tom Skeritt in den Sinn, der im Korea-Krieg spielt. So waren seine Einsätze sicher nicht.
Wenn man den Status der aktuellen Weltlage betrachtet, wird den Ärzten an den diversen Kriegsschauplätzen die Arbeit weiterhin leider nicht ausgehen.
Fazit:
Wenn Flavio del Ponte sagt, "Humanitäre Hilfe ist ein Mittel gegen den Krieg" wird er wohl wissen, worüber er spricht. 4 Sterne