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"Immer einmal in der Zeit eines Menschenalters geht blitzschnell eine geistige Epidemie durch die Judenstadt, befällt die Seelen der Lebenden zu irgendeinem Zweck, der uns verhüllt bleibt, und äßt wie eine Luftspiegelung die Umrisse eines charakteristischen Wesens erstehen, das vielleicht vor Jahrhunderten hier gelebt hat und nach Form und Gestaltung dürstet."

Produktdetails

Erscheinungsdatum
15. Januar 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
304
Reihe
Bibliotheca bohemica
Autor/Autorin
Gustav Meyrink
Illustrationen
Hugo Steiner-Prag
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
schwarz-weiss Illustrationen von Hugo Steiner-Prag
Sonstiges
Mit Lesebändchen
ISBN
9783899196542

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LovelyBooks-BewertungVon ArsAstrologica am 26.04.2022
Jüdische Mystik, im alten Prag angesiedelt.
LovelyBooks-BewertungVon awogfli am 22.07.2021
Bei diesem Klassiker hatte ich von Beginn an zwei Hauptkritikpunkte. Der erste von beiden wurde vom Autor gar grandios gegen mich verwendet, indem er mich am Ende der Geschichte meisterlich am Nasenring vorführte und meine Kritik nicht nur vorwegnahm, sondern gegen mich verwendete. Chapeau! Großes Kino und geniales Schreibhandwerk. Der zweite Kritikpunkt, der versteckte Antisemitismus, bleibt bedauerlich bis zum Ende bestehen und wird auch nicht ausgemerzt, im Gegenteil, er ist so subtil und manipulativ eingesetzt, dass mich so etwas immer gegen eine Geschichte aufbringt, egal, wie alt sie ist, ob so etwas zu dieser Zeit normal war und wie gut der Roman sonst fabriziert wurde. Doch nun zum Detail der beiden Punkte.Kritikpunkt eins, der gar genial am Ende des Werkes verpufft, war die an den Haaren herbeigezogene auf Zwang gebürstete bedrohliche Umgebung, die es im realen Prag, das in dem Fall zu mehr als 85% noch genauso heutzutage existiert, gar nicht gibt und auch damals gar nicht geben konnte.Mein realistisches Hintergrundradar schaltet da immer vollautomatisch auf Detektion.Vor allem, weil ich genau die Wege und die Gebäude innen und außen seit meinem Geburtstag im Jänner 2020 kenne, als wir uns einmal ohne Touristenwahnsinn die Prager Altstadt genau anschauen wollten. Klar, ist das ganze oft auch dem Wetter geschuldet, aber es war halt bei meinem Besuch auch Jänner es war auch dunkel kalt, aber es war sehr wenig gruselig, weder in der Judenstadt (wo ich es mir noch eher vorstellen könnte, da seit der Renovierung heute ja nur noch Bruchteile stehen), noch auf dem Hradschin, noch auf dem Weg vom 2. Bezirk auf den Hradschin. Wenn man jetzt einwenden möchte, dass wir ja heute in einer anderen Zeit leben mit all dem Licht und den modernen Gebäuden, dann muss ich dagegenhalten, dass die ganze Strecke, die Meyrink beschreibt, bis auf die Judenstadt noch heute original ist, inklusive der Straßenbeleuchtung, die definitiv aus der Jahrhundertwende stammt, da die Lampen original Jugendstil sind. Eines, dachte ich, hat Meyrink auch nicht berücksichtigt, wenn er die fürchterlich gruseligen Steinstufen zum Hradschin hinaufsteigt, dann geht Protagonist Pernath rechter und linker Hand mitten durch einen Weinberg, dieses Weingut des Heiligen Wenzel gibt es schon seit dem 10 Jahrhundert. https://www.prague.eu/de/objekt/essen/2562/weinberg-des-heiligen-wenzel-svatovaclavska-viniceDas fand ich halt usprünglich schon a bisssi Dings, wegen der Stimmung im Roman, einen der ungruseligsten Wege so auf Grauen aufzumascherln. Denn an einem Weinberg ist gar nix gruselig nicht mal mit viel Nebel.Abgesehen davon, dass die geschilderten Umstände unrealistisch sind, wenn man die Gegebenheiten kennt, schafft es Meyrink jedoch meisterlich, ein bedrohlich waberndes Hintergrundszenario zu kreieren. Was dem Autor zudem außerordentlich genial gelingt, ist es, eine paranoide Hintergrundstimmung in den zwischenmenschlichen Beziehungen in die Geschichte einzubauen. Obwohl alle Figuren nicht wirklich sehr bedrohlich agieren und nur hin und wieder a bissi altagsaggressiv sind, spürt ein von Verfolgungswahn geprägter Geist wie die Hauptfigur Pernath sofort die dunklen Mächte und das wird der Leserschaft wirklich sehr glaubwürdig vermittelt.Meyrink hat mich am Ende also an der Nase rumgeführt und genau meiner Kritik, wie sie sicher auch unter anderen Pragauskennern sehr häufig geäußert wurde, vollständig den Zahn gezogen und sie pulverisiert. Am Ende war alles nur ein paranoider Wahn und ein Hirngespinst, das der Hut von Meister Pernath ausgelöst hat. Der Finder des Hutes geht am Ende des Romans dieselbe Strecke und konstatiert, in der Realität angekommen, genau dasselbe wie ich, dass der beschriebene Weg in jedem Fall total ungruselig ist. Das ist sowas von abgedreht so als hätte der Autor meine ursprüngliche Kritik vorausgeplant, um mich dann auch noch am Nasenring vorzuführen. Das ist ganz große Literatur!Zu Kritikpunkt 2: Ich kämpfte den ganzen Roman diesem unsäglichen unterschwelligen Antisemitismus, der aus jedem Satz Meyrinks tropft. Da ich aus dieser Zeit bisher fast nur österreichisch-jüdische Literatur gelesen hab (Musil, Roth, Schnitzler...), wo so etwas einfach nicht üblich war, bin ich so einen selbstverständlichen Judenhass überhaupt nicht gewohnt ...das triggert mich immer sehr stark, wiewohl ich natürlich historisch weiß, dass das natürlich in anderen literarischen Werken außerhalb Österreichs durchaus üblich war.Ich kann auch in historischen Werken mit dem ganz gut versteckten Antisemitismus nix anfangen, da gruselt es mich mehr als bei den gruseligen Beschreibungen. Klar ist Meyrink kein offener glühender Antisemit, aber er bedient vortrefflich verdeckt und ziemlich manipulativ die antisemitischen Codes. Ja, seine fast allesamt jüdischen Figuren frönen dem Selbsthass und es kommt kein einziger Tscheche vor, der offen antisemitische Aussagen tätigt. Aber die den selbsthassenden Figuren zugeschriebenen Eigenschaften sind halt typisch jene, die den Juden vorgeworfen werden: Geiz, Geldgier, heimlicher Reichtum, unerträgliche Hässlichkeit (rote Haare bei Frauen, Hasenscharte und andere Deformationen bei Männern, Judennase), ungesundes Blut, Rücksichtslosigkeit ... .Das ist für mich insofern problematisch, da ich schon sehr viele Darstellungen jüdischer Schriftsteller von jüdischem Leben gelesen habe und vor dem Holocaust war keine von solchem Selbsthass geprägt, der eben die typischen zugesagten jüdischen Eigenschaften fokussierte, dieser Selbsthass war nur eine Projektion und eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die der Antisemitismus und der Holocaust angerichtet haben. Im Gegenteil, die Wiener Juden des Mittelstands waren um 1900 ein fröhliches großzügiges sehr bildungsbewusstes Völkchen und die chassidischen Juden des Ostens waren tiefreligiöse Menschen auch total ungeizig und nur ein bisschen auf Leiden programmiert. Wenn sie Selbsthass zeigten und im exzessiven Leiden aufgingen wie Joseph Roths Hiob, dann in ganz normalen anderen menschlichen Gebieten. Sie litten so wie alle Menschen ihres Kulturkreises - ich meine nichtjüdische Österreicher, Tschechen und Deutsche - auch am Tod von Kindern, an normalen Krankheiten, an der Armut ohne grausliche Gier und Rücksichtslosigkeit und anschließend natürlich am Krieg.Meyrink beschreibt ja dieses von antisemitischen Selbsthass-Codes geprägte jüdische Leben nicht aus Innensicht, denn er ist Deutscher - dies ist also erstens eine Zuschreibung und entsprach zumindest vor den Nazis auch nie der Realität. Aus diesem Grund kann ich dieser ganzen auf naiv getrimmten Beschreibung der furchtbaren Zustände in der Judenstadt Prags nicht die gute Absicht des Autors abkaufen. So eine geballte Ladung aus typisch auf jüdisch bösartigen Menschen gab es nirgends, nicht Mal in den ärmsten Vierteln. Eine oder zwei Figuren vielleicht, in jedem nichtjüdischen Wohnviertel gibt es ein paar asoziale Arschlöcher und Verbrecher, aber nicht in dieser Dichte.Ein kleiner Gedankensprung von mir noch: Was die Konzentrationslager anschließend mit den Juden gemacht haben - nämlich dass sie durch die Folter, den täglichen Überlebenskampf und die psychopathischen Methoden durch die Nazis dazu gebracht wurden, sich genauso zu verhalten, wie man sie vorher immer fälschlich beschrieben hat - beschreibt Edgar Hilsenrath extrem gut in seinem grausam realistischen Roman Nacht. Dass so was aber nicht nur mit Juden, sondern mit allen Menschen funktioniert, beschreibt das Stanford Prison Experiment.Fazit:Von der sprachlichen und plottechnischen Komposition war das Werk genial, es ist gruselig, spannend und rasant, die Geschichte hält die Leser*innen in den Klauen. So geht Gruselgeschichte literarisch anspruchsvoll und sprachlich auf höchstem Niveau. Die Figuren, wenn sie auch antisemitisch gezeichnet waren, waren psychologisch sehr tief und "liebevoll" (besser gesagt eigentlich akribisch und schlüssig hasserfüllt) konzipiert. Letztendlich hat sich der Roman bei mir noch auf ca. 3,5 Sterne gedreht, die ich wohlwollend auf 4 aufrunde, oder auch nicht. Muss mir noch überlegen, wie ich heutzutage einen manipulativ versteckten Antisemitismus aus einer Zeit abstrafen bzw. bewerten soll, in der so etwas in der deutschstämmigen, tschechischen und polnischen Bevölkerung normal war. Soll ich literarisch oder inhaltlich emotional urteilen?P.S:Einen Kritikpunkt habe ich noch an die Adresse des Reclam Verlages. Das Hintergrundmaterial, das sonst immer im Verlag üblich z.B. bei den Schnitzler Werken außerordentlich umfangreich, erhellend und großartig beigefügt wurde, fehlt diesmal völlig. Wahrscheinlich weil der Roman eh schon so lang ist. Trotzdem vermisse ich schmerzlich einen Prager Stadtplan mit den Stationen der Geschichte, so wie im Leutnant Gustl und eine Einordnung des Romans in die Zeit, so wie bei den restlichen Schnitzler Werken. Den typischen umfangreichen Anhang in den schmaleren Reclam Bänden empfinde ich nämlich nicht als Lückenfüller, sondern als echte Notwendigkeit und Bereicherung.