Venedig im ausgehenden 17. Jahrhundert
Santa Maria della Pieta in Venedig ist eine Kirche und das Ospedale della Pieta das dazugehörige Waisenhaus für Mädchen. Seit vielen Jahren dient eine Mauernische des Ospedale della Pieta als Babyklappe in die weiblichen Säuglinge vor dem sicheren Tod durch ertränken gerettet werden können. Hier beginnt im April 1696 für die erst wenige Tage alte Anna Maria della Pietà (den Namen geben ihr die dort wohnenden Nonnen) ein neues Leben und die Chance ein großartiges Leben zu führen, denn hier genießt sie neben Kost und Unterbringung auch die Chance auf eine Ausbildung im berühmten Waisenmädchen-Orchester, wenn sie talentiert und ehrgeizig genug ist, sonst droht ihr irgendwann die Zwangsverheiratung. Anna Maria jedoch hat jede Menge Talent und einen Förderer, den später berühmten Antonio Vivaldi.
Großartig endlich wieder ein Buch mit einer Geschichte über großartige Frauen der Vergangenheit, die in Geschichtsbüchern leider nur als Fußnote auftauchen. Ich ärgere mich immer wieder über die Tatsache, dass wir wissen wer der erste Mann auf dem Mond war, aber den Namen der Mathematikerin, die die Apollo-Missionen überhaupt erst möglich machten, nicht wissen.
Also war ich per se schon mal am Lebensweg der Virtuosin interessiert. Der Schreibstil ist flüssig und sehr farbenprächtig. Manchmal verliert sich die Autorin jedoch ein wenig zu oft in Metaphern. Auf der einen Seite hat mir die sehr bildhafte Sprache die Virtuosin mit ihrem Geigenspiel tatsächlich vor meinem inneren Auge projizieren lassen, jedoch waren die reichlichen Wiederholungen dann doch ein wenig zu viel und die eigentliche Geschichte rückte in den Hintergrund wirkten dadurch etwas langatmig. Man weiß von Anna Maria leider nur das sie eine gefeierte Virtuosin war, ob sie je komponiert hat ist noch nicht bekannt jedoch nicht unwahrscheinlich, denn Vivaldis Lebenswerk ist immens groß und noch nicht vollständig entdeckt, die Wahrscheinlichkeit das er neben Anna Maria auch andere Schülerinnen ermutigt hat zu komponieren und deren Werke als seine ausgab, deshalb groß.
Harriet Constable kreiert ein Bild dieser großartigen Frau, die für mich zwar nicht immer sympathisch und authentisch agiert. Mir gefällt jedoch, dass dem Leben und Wirken dieser Künstlerin Raum verschafft wird.
In der Regel kommentiere ich die Buchgestaltung selten, eigentlich nur wenn ich sie bemerkenswert schön oder originell finde. Hier ist beides gegeben.