Manchmal greife ich gerne zu Büchern mit jüngeren Protagonistinnen (bleibt bei Fantasy ja oft nicht aus), aber bei diesem hier fiel mir der Altersunterschied besonders auf. Wenn ich als fast 40-Jährige in die gleichen Situationen geraten wäre wie die Hauptfigur, hätte ich vermutlich alles erst einmal systematisch hinterfragt - und das wären dann wahrscheinlich 200 Seiten Info-Dump geworden. Die meisten Konflikte hätte es in meiner Version wohl nicht gegeben. Und eine Einladung zu einer verbotenen Underground-Party, wenn ich eigentlich für etwas Entscheidendes lernen müsste? Da wäre ich definitiv nicht hingegangen (wahrscheinlich wäre ich sowieso nicht hingegangen ...).Doch das ist der Punkt: Die Protagonistin ist jung, und genau das spiegelt sich auch in ihren Entscheidungen wider. Bei dem ganzen Hin-und-Her-Schubsen, dem Gaslighting durch ihre Mutter und Großmutter möchte man sie einfach nur in den Arm nehmen. Wahrscheinlich hätte ich mich als Jugendliche ähnlich verhalten.Das Buch selbst ist eine Mischung aus der üblichen Zauberschule und absurden Benimmregeln. Es dreht sich viel ums ¿Hübschsein ¿: prächtige Kleider, glitzernde Diademe, schöne Menschen. Dazu kommen noch reiche Eliten, Adelstitel, Châteaus, Abschlussbälle und eine Geheimorganisation - das ganze Programm eben.Leider hätte ich mir mehr World-Building gewünscht. Die Autorin scheint eine durchdachte Welt im Kopf zu haben, aber im Text kommt davon nur wenig rüber. Aspekte wie die Magieschulen, die Berufswelt oder die Art, wie Magie gewählt wird, hätten noch viel detaillierter ausgearbeitet werden können - eben in der Handlung und nicht teilweise im Anhang.Alles in allem fand ich das Buch unterhaltsam, aber es hat mich nicht komplett überzeugt. Vielleicht liegt es daran, dass ich 25 Jahre über der Zielgruppe liege. Aber der richtigen Leserschaft - Jugendliche, die Spaß an Glamour, Magie und ein bisschen Drama haben - könnte es gefallen.