John Green: Ich habe 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' geliebt und bin gespannt auf sein neues Buch, dieses Mal ein Sachbuch.
Es ist empörend: Es gibt längst wirksame Medikamente gegen Tuberkulose und doch sterben viele Menschen daran, weil sie keinen Zugang zu ihnen haben.
Green setzt die Ausbreitung von Tb und Benachteiligung und weltweite Machtstrukturen in einen Zusammenhang. Dabei erfahren wir mehr über die Auswirkungen von Kolonialismus, Sklaverei und Bürgerkrieg in Sierra Leone.
Ich wusste kaum etwas über Sierra Leone und bin dankbar für die leicht zugängliche Form von Greens Erzählung.
Die Erzählung, die ihren Ausgang in der Bekanntschaft zu Henry und seiner Mutter Isatu hat. Das birgt durchaus die Gefahr voyeuristisch zu werden, aber Green beschreibt Henrys Geschichte empathisch (und authentisch) und füllt sie mit Fakten auf, ohne sie auszuschlachten. Dabei geht er auch offen mit seiner Angststörung um.
Die Ausbreitung und die Eigenschaften von Tb werden (auch als kulturelles - und damit rassistisches - Konstrukt) skizziert. Und auch hiervon hatte ich wenig Ahnung und fühle mich gut abgeholt von Green und seiner Art, die wissenschaftlichen Informationen mit individuellen Geschichten zu verknüpfen. Zugegeben diese tödliche Krankheit macht mich etwas nervös. Und ich empfinde größten Respekt für die wissenschaftlichen/ medizinischen Erkenntnisse und Fortschritte.
Mir stellt sich die Frage, warum erst ein weißer US-amerikanischer Mann über die Geschichte von Tb schreiben muss, bevor jemand zuhört. Und das schließt mich mit ein. Ich finde, es sollten sehr viele Menschen dieses Buch lesen und damit hoffentlich ein Bewusstsein von der Ungerechtigkeit entwickeln, die letztlich nur beispielhaft ist.
Ich habe viel gelernt, über Tuberkulose und die gesellschaftlichen (kapitalistisch und rassistisch) Zusammenhänge und Verantwortung. Das hat mich sehr betroffen gemacht, fassungslos, aber auch hoffnungsvoll.