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Silverview

Roman | Lieblingsbuch des Sommers 2022 von Barack Obama - "Der wohl größte englische Autor seiner Generation." The Guardian

(9 Bewertungen)15
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In Silverview betrachtet John le Carré sein Lebensthema wie unter einem Brennglas - die Welt der Geheimdienste

"Heiter-ironischer Abschied eines ganz Großen." Tobias Gohlis, Krimibestenliste

"Der beste, weiseste Erzähler von allen." Richard Osman

Julian Lawndsley hat seinen Überflieger-Job in London drangegeben für ein einfacheres Leben als Buchhändler in einem kleinen englischen Küstenort. Kaum ist er ein paar Monate dort, stört ein abendlicher Besucher seine Ruhe. Edward, ein polnischer Emigrant, der auf Silverview lebt, dem großen Anwesen am Ortsrand, scheint viel über Julians Familie zu wissen und zeigt großes Interesse an den Details seines neuen kleinen Unternehmens.

Gleichzeitig erhält in London ein Agentenführer des britischen Geheimdienstes einen Brief, der ihn vor einer undichten Stelle im Dienst warnt, und die Ermittlungen führen ihn in einen kleinen Ort an der englischen Küste . . .

Silverview ist die faszinierende Geschichte einer Begegnung, Erfahrung trifft auf Unschuld, Integrität auf Loyalität. John le Carré, einer der großen Chronisten unserer Zeit, konfrontiert uns mit der Frage, was wir den Menschen, die wir lieben, wirklich schuldig sind.

Große TV-Doku "Der Taubentunnel" ab 20. Oktober 2023 auf Apple TV+

Produktdetails

Erscheinungsdatum
18. Oktober 2021
Sprache
deutsch
Auflage
Auflage
Seitenanzahl
256
Autor/Autorin
John le Carré
Übersetzung
Peter Torberg
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
340 g
Größe (L/B/H)
211/132/30 mm
ISBN
9783550202063

Portrait

John le Carré


John le Carré, 1931 geboren, schrieb über sechs Jahrzehnte lang Romane, die unsere Epoche ausloten. Als Sohn eines Hochstaplers verbrachte er seine Kindheit zwischen Internat und Londoner Unterwelt. Mit sechzehn ging er an die Universität Bern (Schweiz), später dann nach Oxford. Nach einer kurzen Zeit als Lehrkraft in Eton schloss er sich dem britischen Geheimdienst an. Während seiner Dienstzeit veröffentlichte er 1961 seinen Erstlingsroman

Schatten von Gestern

.

Der Spion, der aus der Kälte kam

, sein dritter Roman, brachte ihm weltweite Anerkennung ein, die sich durch den Erfolg seiner Trilogie

Dame, König, As, Spion

,

Eine Art Held

und

Agent in eigener Sache

festigte. Nach dem Ende des Kalten Krieges weitete le Carré sein Themenspektrum auf eine internationale Landschaft aus, die den Waffenhandel ebenso umfasste wie den Kampf gegen den Terrorismus. Seine Autobiografie

Der Taubentunnel

erschien 2016,

Das Vermächtnis der Spione

, der abschließende Roman um George Smiley, 2017. John le Carré verstarb am 12. Dezember 2020.


Pressestimmen

John le Carrés Romane bezaubern, weil sie alle Liebesgeschichten sind, in der Tradition der großen Romane des 19. Jahrhunderts, der französischen mehr noch als der englischen. Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung

Klare Prosa, ein präzise ausgearbeiteter Plot, das berauschende Gefühl, Einblick in eine Schattenwelt zu bekommen. The Observer

Le Carré ist der wohl größte englische Romanautor seiner Generation. The Guardian

Ein brillanter Schriftsteller, der viel von Wahrheit und Lüge, Identität und Verschleierung, Masken, Rollen, Schatten und Geheimnissen versteht. The Sunday Times

Ein klassischer le Carré: eine Ergründung, wie Menschen mit dem richtigen Antrieb das Falsche tun. Die Prosa ist so unaufdringlich großartig wie immer, gespickt mit köstlich scharfen Spitzen. Sunday Telegraph

Auch zehn Monate nach seinem Tod gelingt es John le Carré mühelos, einen sofort in seinen Bann zu ziehen. The Times

Der letzte Roman des schmerzlich vermissten Meisters des Spionageromans, er spielt in einer kleinen Stadt an der Küste East Anglias, ist ein le Carré durch und durch und ein wunderbarer Schlusspunkt einer außergewöhnlichen Karriere: eine kurze, scharfsinnige Studie zu der Frage, wie viele Menschenleben uns die Arbeit der Geheimdienste kostet. Daily Telegraph

Ein eleganter letzter Roman, mit einer für den Autor typischen Anmut geschrieben. Wall Street Journal

Erstklassige Prosa und eine faszinierende Handlung zeichnen das letzte Werk des Großmeisters le Carré (1931-2020) aus. Publishers Weekly

John le Carré verabschiedet sich mit einer triumphalen Verbeugung. "Silverview" ist das einfühlsame und genaue Porträt einer Familie, in der Verrat die gültige Währung ist und die in einer Welt lebt, die sich in ihre eigenen Ausflüchte verstrickt hat. All das bringt le Carrés herausragendes Können zum Klingen, erweckt es zum Leben. Diesen Roman sollte man Zeile für Zeile genießen, statt ihn zu verschlingen. Daily Telegraph

Heiter-ironischer Abschied eines ganz Großen." Tobias Gohlis, Krimibestenliste Tobias Gohlis, Krimibestenliste

Besprechung vom 01.11.2021

Tollerei der Meisterspione

Kein Vermächtnis und auch nicht sein letzter Roman: John le Carrés "Silverview" führt noch einmal ins Schlamassel der Geheimdienste.

Wenn nach dem Tod eines Schriftstellers ein Manuskript im Nachlass gefunden und als letzter Roman angepriesen wird, ist die Versuchung groß, darin ein literarisches Testament zu sehen. Es wäre jedoch falsch, John le Carrés zehn Monate nach seinem Tod erschienenen Roman "Silverview" als solches zu deuten, schon deswegen, weil es sich streng genommen nicht um einen letzten Roman handelt.

Le Carré scheint die Spionagegeschichte bereits vor mehreren Jahren verfasst zu haben. Danach sind von ihm noch ein Erinnerungsband und zwei Romane publiziert worden. Warum hat er den Roman zur Seite gelegt? Sein Agent behauptet, der Autor sei durch die Arbeit an der 2015 unter seiner Mithilfe veröffentlichten Biographie von Adam Sisman derart aus der Bahn geworfen worden, dass er das Manuskript zu den Akten gelegt habe. Während der Biograph forschte, berichtete le Carré ironisch, Sisman foltere ihn. "Ich winde mich und tue so, als täte es nicht weh." Dabei hatte er das Projekt autorisiert.

Le Carrés Sohn Nick Cornwell mutmaßte in der Times, seinem Vater mochte unwohl dabei gewesen sein, im Roman eine unsympathische, an Krebs sterbende Figur erschaffen zu haben, in der manche vielleicht meinen würden, seine Frau zu erkennen, obwohl deren Krankheit erst später diagnostiziert worden sei. Womöglich habe sein Vater auch Bedenken gehabt wegen des negativen Bildes des Geheimdiensts in "Silverview". Dagegen spricht, dass le Carré sich in anderen Büchern weitaus schärfer über die Missstände des "Circus" geäußert hat, den er in seiner schäbigen Selbstgefälligkeit stets als Metapher für das postimperiale Britannien darstellte. Immer wieder sprach er davon, dass der Geheimdienst das Unterbewusstsein der Gesellschaft verkörpere.

"Silverview" führt auf bekanntes Terrain. Es geht um "ein noch nie dagewesenes Riesenschlamassel allererster Güte". Erneut greift der Autor das Motiv einer gammeligen Institution von zweifelhafter Moral auf. Da ist sarkastisch von "Großbritanniens Meisterspionen" die Rede, vom "feinen britischen Geheimdienst" und davon, dass "Teile des Geheimdienstes sich einer schwindelerregenden Tollerei durch die wilden Auswüchse kolonialer Fantasien hingegeben hatten". Es ist bezeichnend, dass le Carré sich in seinem an der englischen Ostküste angesiedelten Roman W. G. Sebalds Buch "Die Ringe des Saturn" bedient. Dessen Wanderung in dieser Gegend ist auch eine Wanderung durch zivilisatorische Selbstzerstörung. In "Silverview" legt der anglisierte Pole Edward Avon, eine der geschädigten Figuren, denen le Carré Züge seines eigenen zerrissenen Wesens einschreibt, einem neuen Bekannten "Die Ringe des Saturn" als "eine Pilgerreise" ans Herz, "die im Marschland von East Anglia beginnt und das gesamte kulturelle Erbe Europas einbezieht".

Die Jagd nach dem Verräter führt nach Orford, jener geheimen militärischen Forschungsstätte an einer kiesigen Landzunge, die im Kalten Krieg zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen genutzt und dann der Natur überlassen wurde. Sebald sah in den Ruinen der Betoneinrichtungen "die Überreste unserer eigenen, in einer zukünftigen Katastrophe zugrundegegangenen Zivilisation". Dieser Gedanke beschleicht auch Stewart Proctor, Chef der Inlandssicherheit und "oberster Hexenjäger" des Dienstes, als er im Zuge seiner Ermittlungen durch eine noch aktive geheime Atomwaffenanlage nahe Orford geführt wird. "In ein paar Jahren, so Proctors Prognose, würde eine gut informierte Dame von National Trust oder von English Heritage denselben, einer strengen Zensur unterzogenen Vortrag zur Erbauung von Touristen präsentieren."

Gelegentlich liest sich das kurzweilige Buch sogar wie eine Le-Carré-Persiflage mit vertrauten Leitmotiven, die Authentizität vortäuschen sollen: Unzuverlässige Väter, untreue Frauen, englische Privatschulen und auch die Liebe zur deutschen Kultur. Der Titel bezieht sich auf Nietzsches Villa Silberblick in Weimar, deren anglisierter Name der hochgebildete Avon als Hommage an "den Fürsprecher der individuellen Freiheit" für sein Haus übernommen hat.

Von E. M. Forster stammt der viel zitierte Satz, dass er hoffe, bei der Wahl, entweder sein Vaterland oder seinen Freund verraten zu müssen, den Mut zu haben, sein Vaterland zu verraten. Le Carré formuliert die Frage etwas anders. Seine Antihelden entscheiden sich zwischen ihren Idealen und ihrem Vaterland meist dann, wenn sie ihre Ideale vom Vaterland verraten sehen. GINA THOMAS

John le Carré: "Silverview". Roman.

Aus dem Englischen von Peter Torberg.

Ullstein Verlag, Berlin 2021. 256 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Milagro am 09.12.2022
Sehr amüsant
Von Elke am 15.12.2021

O tempora, o mores

Ein Kaff in East Anglia, in dem sich Julian Lawndsley einen Lebenstraum verwirklicht und eine Buchhandlung eröffnet, obwohl von Literatur und Autoren gänzlich unbeleckt. Unterstützung bekommt er von Edward Avon, einem seiner wenigen Kunden. Avon ist ein smarter älterer Herr, der sowohl über die entsprechende Bildung verfügt als auch Ideen hat, wie man das Geschäft ankurbeln könnte. Aber Avon hat auch einen Vergangenheit, früher aktiver Topagent, hat er sich mit seiner todkranken Frau Deborah auf den nahe gelegenen Landsitz "Silverview" zurückgezogen. Auch sie hat für den Auslandsgeheimdienst MI6 gearbeitet, und ihren Scharfsinn hat die ehemalige Nahost-Analystin trotz ihrer schweren Erkrankung nicht verloren. Offenbar gibt es einen Maulwurf in den Reihen des Dienstes, und Deborah befürchtet, dass ihr polnischstämmiger Mann den Geheimnisverrat begangen haben könnte. Sie informiert den MI6 von ihrem Verdacht, woraufhin die hektische Suche nach dem Leck beginnt. "Silverview" ist aus einem Manuskript aus John Le Carrés Nachlass entstanden, das von seinem Sohn fertiggestellt wurde, was sich aber glücklicherweise nicht auf die Qualität ausgewirkt hat. Es ist das sanfte Resümee eines Autors, der sich zeit seines Lebens aktiv in Agentenkreisen bewegt und darüber geschrieben hat. Allerdings richtet er hier seinen Blick nicht auf die Vorgehensweise und Arbeit der Spione, sondern auf deren Wirken in Zeiten des Wandels. Die Schlapphüte und die konspirativen Treffen haben ausgedient, heutzutage beschafft man sich die benötigten Informationen auf anderen Wegen. Keine toten Briefkästen oder dunkle Ecken mehr, diese Zeiten sind endgültig vorbei. Ungewissheiten, Rückblicke, verflossene Liebschaften, moralische Grauzonen und die über weite Strecken sinnfreien Aktivitäten der Geheimdienste, die nirgendwo hinführen, all das beschreibt Le Carré elegant, mit feiner Ironie und herrlich britischen Dialogen. Und das wirkt nicht altersmilde oder resignativ, sondern gespeist aus den Erkenntnissen und Erfahrungen eines langen Lebens.